Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

03SEP2019
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Ich kenne einen schmalen, verwunschenen Weg an einem kleinen Bach entlang. Auf der anderen Seite des Baches steigt die Landschaft sofort steil an, und nur mit großer Mühe kann man dort hinaufklettern. Geht man diesen Weg, kommt man nach einiger Zeit – tief im Innern des Waldes – an eine kleine, verwitterte Brücke, die den Bach überquert. Das Erstaunliche ist: die Brücke endet im Nichts. Oder richtiger: Sie stößt im rechten Winkel auf den Berg – und dort geht es nicht weiter.

Die Brücke rief meine Neugier hervor, und also kletterte ich den Hang hinauf. Oben angekommen staunte ich nicht schlecht: der vermeintliche Berg war nichts anderes als ein gewaltiger Damm, den man vor vielen Jahrzehnten für eine inzwischen längst stillgelegte Eisenbahnstrecke aufgeschüttet hatte. Inzwischen ist er total von Bäumen bewachsen und von Sträuchern überwuchert. Mit Abstand betrachtet könnte man meinen, er sei schon immer ein natürlicher Bestandteil der Landschaft gewesen. Aber das stimmt nicht. Ich stelle mir die Zeit vor dem Bau der Eisenbahnstrecke vor. Es muss hier früher ganz anders ausgesehen haben als heute. Jenseits des Walls gibt es Felder und Weiden. Die Landschaft muss weit und hell gewesen sein. Vermutlich sind die Bauern mit ihren Pferdefuhrwerken über diese Brücke auf ihre Felder gefahren. Ja, so muss es gewesen sein. Sonst macht eine Brücke an dieser Stelle überhaupt keinen Sinn. Ich liebe diesen Platz. Er ist für mich zu einem Symbol geworden. Er macht mir deutlich: auch mein Leben gehört in einen größeren Zusammenhang. Es hört nicht einfach an den Wällen auf, die mir den Blick versperren. Es stimmt nicht, dass Essen, Schlafen, Arbeiten, Erfolg haben, Feiern, Leiden und Sterben alles ist. Es gibt mehr. Hinter dem Wall geht es weiter!

Für mich ist Jesus Christus so eine Brücke über den Bach gewesen. Eine Stolperstelle die mich neugierig gemacht und zum Nachdenken animiert hat. -“Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh 14,6)“, hat er gesagt. - Der Weg zu Gott geht auch manchmal einen solchen Damm hoch – und dann entdeckt man: er führt ins Weite. Ich habe durch Jesus eine neue Dimension kennen gelernt und einen persönlichen Zugang zu Gott bekommen. Es tut mir gut, in Gottes Nähe zu sein, ihn als meinen „Vater“ anreden zu können. Ich freue mich, dass ihn mein ach so durchschnittliches Leben interessiert. Ich weiß: er kann mich gebrauchen in dieser Welt. Gott hat etwas mit mir vor. - Ein echt gutes Gefühl!

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