Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Es ist wieder Montag. Der Radiowecker läutet eine neue Runde ein. Die Moderatoren der Morgensendung sind unglaublich gut drauf und sprühen nur so vor Energie. Ich brauche dazu noch mindestens eine Stunde. Was wird der Tag bringen? Termine, Projekte, Anrufe, E-Mails, Schreibarbeit. Vielleicht ein Spaziergang mit meiner Frau, und abends eine Mitarbeiterbesprechung? Andere müssen bestimmte Stückzahlen abliefern, und ein Projekt muss unbedingt bis 17.00 Uhr fertig sein. Oder auch: Arzttermin – Essen kochen – vom Kindergarten abholen – zum Sportverein fahren.... Und wieder ist ein Tag meines Lebens vorbei. Manchmal beschleicht mich das Gefühl: ich lebe nicht wirklich, sondern zum großen Teil werde ich gelebt.

 

Aber mein Leben ist ja kein Computerspiel, bei dem ich mit etwas Glück ein paar Bonusleben dazu bekommen und noch mal neu starten kann. Nein, wir leben nur einmal hier auf der Erde. Wir können nicht erst üben, sondern es muss gleich beim ersten Mal stimmen. Deshalb ist es so wichtig, die Frage zu stellen: Wozu um alles in der Welt lebe ich? Das Kalb auf der Weide fragt vermutlich nicht danach. Aber für mich als Mensch gehört es unbedingt dazu.

Inzwischen glaube ich auch zu wissen, warum wir so fragen. Auf den ersten Seiten der Bibel wird uns gesagt: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde (Gen 1,27).“ Das heißt: als sein Gegenüber, fähig zum Gespräch mit seinem Schöpfer. Da ist einer, dem ich mein Leben verdanke und der sich etwas dabei gedacht hat, als er mich konzipiert hat. Der muss es doch wissen. Den müsste ich doch danach fragen können: Was ist wirklich wichtig? Was muss sein, und was kann ich auch lassen? Was treibt mich an, bei dem, was ich tu? Und letztlich: Wozu lebe ich eigentlich, und warum bin ich hier auf dieser Erde?

Meistens bin ich für solche grundsätzlichen Fragen viel zu beschäftigt. Und trotzdem finde ich es wichtig, mir Zeit dafür zu nehmen. Ich brauche das immer wieder einmal, wenn mir im Alltagskram der rote Faden verloren gegangen ist. Damit ich wieder weiß, warum es sich lohnt aufzustehen, ins Leben einzusteigen und mich an die Arbeit zu begeben. Nicht jeden Tag, aber vielleicht jetzt im Sommer, denn da läuft es etwas ruhiger. Da müsste es doch drin sein, Zeit zu finden um mit Gott noch einmal darüber zu reden – oder zumindest einmal darüber nachzudenken.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29344
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