Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute abend werden Vertreter aller christlichen Kirchen bei einem feierlichen Gottesdienst in Mainz die diesjährige „Gebetswoche zur Einheit der Christen“ eröffnen. Ein schönes Zeichen der „Ökumene“ - so nennt man das gemeinsame Dach, unter dem sich die verschiedenen christlichen Bekenntnisse versammelt wissen. Diese Gebetswoche wird übrigens gerade 100 Jahre alt. 1908 hat sie ein ökumenischer Pionier, der amerikanische Anglikaner, Pfarrer James Wattson, ins Leben gerufen. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Betet ohne Unterlass“.

Nun gut – aber beten wir nicht schon seit hundert Jahren vergebens um diese Einheit der Christen? Das dauert scheinbar. Zwar ist bei Gott die Zeit relativ, aber mit Verlaub gesagt – ich glaube nicht, dass er es ist, der die Sache aussitzen will. Jetzt müssen sich endlich andere bewegen! Jene nämlich, für die das Trennende wieder mal wichtiger ist als das Gemeinsame. „Dass alle eins sind“ - das war ja schon die Sorge Jesu, die er in seinem Abschiedsgebet zum Ausdruck brachte (Johannes 17,11)? Die Spaltungen sind Menschenwerk und gehen voll auf unser Konto. Sie zu überwinden, ist – natürlich mit Gottes Hilfe – unser Auftrag.

Mir scheint, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren! Die Menschen sehnen sich in der Verlorenheit ihres Lebens nach religiöser Erfahrung, nach Beheimatung und Geborgenheit. Verschiedene Gesangbücher und Bekenntnisse sind ihnen dabei nicht hilfreich, sondern schaffen nur noch mehr Verwirrung! Und die Menschheit braucht in einer Welt voller Gewalt, in einem Wirtschaftssystem, das mehr ausgrenzt als beteiligt, und angesichts der bedrohten Schöpfung Wegweisung und Orientierung. Eine prophetische Intervention aber findet nur noch Gehör, wenn wir statt eines Stimmengewirrs glaubwürdig mit einer Stimme reden.

„Betet ohne Unterlass“ - ja ganz gewiss! Vor allem, dass der Geist Gottes uns endlich Dampf macht, auch ohne Unterlass zu handeln und geduldig, entschlossen und aufgeschlossen aufeinander zu zu gehen. Was da in Gemeinden, Gruppen und Kreisen an Vertrauen gewachsen ist, darf nicht mehr verloren gehen. „Betet ohne Unterlass“, dass der Geist der Ökumene nicht zugemüllt wird durch konfessionelle Rechthaberei, sondern dass Jesu Wunsch endlich in Erfüllung geht und alle eins sind in ihm.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=2927
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