Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Nicht nur in der Atmosphäre, auch am Arbeitsplatz herrscht manchmal dicke Luft zum Schneiden! Vielleicht holen manche grad noch einmal tief Atem, ehe sie eintauchen in den heutigen Arbeitstag. Noch eine Klima-Katastrophe? Zumindest erfahre ich als Betriebsseelsorger immer mehr von atmosphärischen Störungen, die eigentlich – guten Willen bei allen vorausgesetzt – leicht beherrschbar wären.

Fangen wir mal bei denen ganz oben an: „Wer der Größte unter euch sein will, der sei euer Diener...“ - das ist die Führungskultur der Bibel (Lukas 22,24). Nun – in den absurden Managergehältern spiegelt die sich wirklich nicht wider. Aber diese Maßlosigkeit jenseits allen Anstands will ich auch nicht zum Maßstab nehmen. Was sich Beschäftigte von ihren Führungskräften wünschen ist soziale Kompetenz, ein sensibles Empfinden für Gerechtigkeit und die Achtung der menschlichen Würde. Die Menschen verlangen Führung – gar keine Frage. Aber sie fordern zu Recht, dass Entscheidungen transparent und nachvollziehbar sind und die arbeitenden Menschen in die Kommunikation einbezogen werden. Die aber läuft in so vielen Unternehmen im Sinne einer Einbahnstraße.

Eine gute Führungskraft – welch ein Unwort! Eine gute Führungspersönlichkeit wird man daran erkennen, dass sie den Interessengegensatz von Kapital und Arbeit kennt und die Rechte der Beschäftigten akzeptiert. Unerträglich, dass heute noch Betriebs-ratswahlen behindert und Betriebsräte bekämpft werden. Vor allem aber wünsche ich Führungskräften die Erkenntnis, dass Investitionen in gute Arbeit Zukunftsinvestitionen sind, die sich auf lange Sicht auch auszahlen.

Doch auch den Beschäftigten will ich heute ein Bibelwort in den Werkzeugkasten oder auf den Computer legen: „Einer trage des andern Last...“ (Galaterbrief 6,2). Ohne ein Minimum an Solidarität und Kollegialität ist der Einzelne nicht nur verloren, sondern droht auch menschlich zu verkümmern. Denn auch am Arbeitsplatz sind wir Menschen und keine Maschinen. Und eines ist klar: Wer da glaubt, einen andern fertig machen und rausmobben zu können, hat in einem Unternehmen, das sich Werten verpflichtet fühlt, keinen Platz!

„PrimaKlima“ - das ist auch und gerade in Zeiten der Globalisierung das Erfolgsrezept. Wenn man auf Führungsseite glaubt, man könne – wie einst auf der Galeere – die Schlagzahl mit der Peitsche erhöhen, erzielt vielleicht eine höhere Stückzahl, aber eine miserable Qualität. Und wer als Beschäftigter meint, mit „Dienst nach Vorschrift“ wäre es getan und nicht sein Bestes einbringt, trägt genau so zur Bruchlandung bei.

„PrimaKlima“: In keinem Betrieb wird immer nur eitel Sonnenschein herrschen, aber für Luft zum Atmen kann man allemal schon selber sorgen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2926
weiterlesen...