Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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15AUG2019
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„Maria 2.0“ - Immer mehr Frauen in der Kirche protestieren gegen ihre Ungleichbehandlung. Sie fordern lautstark und mit pfiffigen Aktionen, endlich zu allen kirchlichen Ämtern, also auch zum Priesteramt zugelassen zu werden.

 „Maria 2.0“ - Wenn manche Gläubige und viele ihrer Hirten auf dieses „Label“ stoßen, fährt ihnen ein kalter Schauer über den Rücken. Manchen schwillt gar die Zornesader: Sie wittern Verrat und Verschwörung. Dabei beten die meisten von denen tagtäglich das „Magnificat“ in der Bibel, den Lobgesang der Maria (Lukasevangelium 1,46-55). Gott habe „Großes an ihr getan“, singt dieses schwangere jüdische Mädchen. Damit nicht genug: Maria, die Mutter Jesu, bekennt sich zu einem Gott an der Seite der Armen. Er fegt die Mächtigen vom Thron, enteignet die Reichen, erhöht die Niedrigen und macht die Hungrigen satt. 

Das klingt nach Revolution und war immer schon schräge Musik in den Ohren der Mächtigen, auch der Mächtigen in der Kirche. Darum hat man Maria über die Jahrhunderte hinweg vor allem als die demütige „Magd des Herrn“ verkündet und verehrt. Dazu hat sich Maria ja auch ausdrücklich bekannt. Doch Gott hat „Mächtiges“ an ihr getan und sie als die Mutter Jesu aus dem Staub gehoben. Das reklamieren die Frauen in der Kirche völlig zu Recht. Auch sie wollen nicht länger als Mägde in der Besenkammer bleiben. Auch an ihnen tut Gott Mächtiges.

Jesus selbst ist damals als Wander-Rabbi ohne religiöse Tabus auf die Frauen zugegangen. Er spricht mit ihnen, berührt sie und lässt sich berühren. Er holt sie – die sich als Randfiguren in den Synagogen an der Wand entlang drücken – in die Mitte, schenkt ihnen Achtung und Würde.

Aus verlässlichen Quellen wissen wir: Viele Frauen hielten in den frühen christlichen Gemeinden als Leiterinnen und Diakoninnen den Laden zusammen.

Heute feiert die Katholische Kirche mit dem Fest der „Aufnahme Mariens in den Himmel“ den letzten Triumph Mariens. Ausgerechnet sie als Frau und Mutter gilt als die Erste, die – wie ihr Sohn – mit Leib und Seele auferstanden ist. Sozusagen als „Prototyp“ aller Getauften.

Warum sollen dann die Frauen in der Kirche nachrangig, zweitrangig bleiben?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29228
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