SWR1 3vor8

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Zu Apostelgeschichte 10,34-38 Die Taufe des Hauptmann Cornelius

Es ist eine filmreife Szene: Petrus kommt in das Haus eines römischen Hauptmannes, also eines Besatzers, eines Angehörigen der Nation, die seinen Herrn und Meister, Jesus von Nazareth, hingerichtet hat.
Der Hauptmann, Cornelius heißt er, ist ein sogenannter Gottesfürchtiger, das heißt, er nimmt an Gottesdiensten des besetzten Volkes teil ohne ihre Religion anzunehmen. Und er will Petrus sprechen. Als dieser in sein Haus kommt, fällt der Hauptmann Cornelius, eine hohe Figur in der römischen Militärhierarchie, vor Petrus nieder, huldigt ihm auf Knien, so wie er es von seinem Kaiserkult zu Hause gewöhnt ist. Weil er in Petrus eine der Führungsfiguren der neuen, so attraktiven Religion sieht. Und was macht Petrus? Er richtet ihn auf und sagt: „Steh’ auf, auch ich bin nur ein Mensch. Damit lässt Petrus den römischen Hauptmann einen der Grundzüge dieser neue Religion spüren: vor Gott sind alle Menschen gleich, auf Augenhöhe. Und gehuldigt, angebetet wird nur Gott, kein Mensch, wie groß und mächtig er auch sei.
Im anschließenden Gespräch zwischen den beiden wird deutlich, dass Petrus mit dem Besuch beim römischen Hauptmann noch eine weiteren revolutionären Schritt von historischer Bedeutung macht. Petrus ist als einer der ersten Christen noch Jude und die Juden hatten strenge Vorschriften für den Umgang mit Nichtgläubigen, den so genannten Heiden. Ein strenggläubiger Jude verunreinigte sich, wenn er einen Heiden berührte oder in dessen Haus ging. Und Petrus war einer der schärfsten Vertreter dieser Haltung.
Weil er in dem römischen Hauptmann aber etwas vom Geist Gottes spürte, sagte Petrus diesen für ihn persönlich wie für die Geschichte des Christentums revolutionären Satz, der heute in den katholischen Kirchen gelesen wird: „Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Herkunft schaut, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer sich ihm öffnet und tut, was recht ist.“
Ein solcher Sprung über den Schatten war und ist auch heute noch revolutionär. Denn Petrus nimmt in Kauf von seiner eigenen Herkunftsreligion, von seinen eigenen Leuten angefeindet zu werden.
Ein solcher Mut kann nur durch ein hohes Maß an Offenheit, innere Weite und tiefen Glauben entstehen. Genau das wünsche ich mir für die gespaltene Christenheit und für den Dialog der Religionen: tiefen Glauben, Offenheit und innere Weite.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag! https://www.kirche-im-swr.de/?m=2921
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