SWR3 Gedanken

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04AUG2019
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Ich soll meine Kolleginnen und Kollegen hin und wieder mit Wasserbomben bewerfen? Außerdem soll ich laut krakeelen und mich öfters mal einfach so prügeln? Das kann doch nicht ernst gemeint sein von Jesus!

 

Der sagt nämlich im Matthäus-Evangelium zu seinen Jüngerinnen und Jüngern: „Wenn ihr nicht […] werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ Sie hatten ihn nämlich gefragt, wie man dahin kommt, ins Himmelreich. Meine Frau arbeitet an einer Grundschule und hat den Tag über mit ganz schön vielen Kindern zu tun. Wenn sie erzählt, wie die Arbeit an der Schule ist, hört sich das aber nicht unbedingt nach Himmelreich an…

Ich könnte mir vorstellen, dass Jesus etwas ganz anderes gemeint hat: Was Kinder nämlich vor allem tun ist: dazulernen. Wenn sie auf die Welt kommen fangen sie direkt damit an. Babys schlafen mehr als die Hälfte vom Tag, um das alles zu verarbeiten, was sie gelernt haben. Sie lernen Gesichtsausdrücke lesen. Kinder lernen sprechen und streiten, tasten und schlagen. Sie lernen einstecken und austeilen. Kinder wollen wissen, warum etwas so ist und nicht anders.

Das leuchtet mir schon mehr ein in Zusammenhang mit dem Himmelreich: „Wie ein Kind sein“ heißt dann: Offen sein für Neues. Dazu lernen und ja nicht denken, ich wüsste schon alles. Immer wieder auf die Nase fallen und es so lange weiter versuchen, bis es endlich klappt. Das bedeutet für mich auch: hartnäckig sein und Leuten auch mal mit der Frage auf die Nerven gehen „Warum ist die Welt denn so, wie sie ist?“ Und das heißt auch: jede Menge Fehler machen dürfen – am besten täglich – für den maximalen Lerneffekt. Dann fängt es vielleicht jetzt schon an, das Himmelreich.

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