Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

03AUG2019
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Mir fällt auf: Der Ton wird rauer. Der Umgangston in den sozialen Medien. Wie Menschen miteinander sprechen. Wie sie andere beurteilen. Es geht in unserer Gesellschaft zuneh-mend weniger freundlich zu. Von Rücksicht auf andere, oder der Möglichkeit zuvorkom-mend zu sein, ganz zu schweigen.

Besonders gut kann man das im Straßenverkehr beobachten, also dort wo Fußgänger, Radfahrer, Jugendliche auf Skateboards und Kinder auf Rollern, Autos und Busse sich den vorhandenen Raum teilen müssen.

Seit ich selbst viel mit dem Bus fahre, fällt mir auf, wie schwer es Busfahrer haben. Sie sind darauf angewiesen, dass man ihnen den Vorrang gewährt, damit sie nicht im Stau stecken bleiben und dann den Fahrplan nicht einhalten können. Die Menschen, die im Bus sitzen, wollen schließlich pünktlich am Bahnhof ankommen, wo der Anschlusszug nicht auf sie wartet. So ein Fahrplan ist ein heikles System. Es funktioniert nur dann reibungslos, wenn andere Rücksicht nehmen, dem Bus Sonderrechte zugestehen, weil der ja nicht nur im Interesse eines einzelnen unterwegs ist. So ein Bus ist fast so etwas wie eine So-lidargemeinschaft im Kleinen. Was aber erleben Busfahrer: Man lässt sie nicht aus der Haltebucht ausscheren, obwohl sie blinken. Radfahrer schneiden sie und bringen damit sich in Gefahr, so dass der Bus bremsen muss. Die Spur, die dem Bus vorbehalten ist, wird von Autofahrern belagert, die schneller als die anderen sein wollen.

Leider gibt es noch viel Schlimmeres, was sich im Verkehr abspielt. Erst vor kurzem haben auf der Autobahn Fahrer wieder keine Rettungsgasse gebildet. Inzwischen ist wirklich dem Letzten bekannt, wie das funktioniert. Aber nein: Die Rettungskräfte kamen nicht durch, ein Feuerwehrauto wurde bespuckt. Und der Gipfel der Dreistigkeit: Einzelne, die zum Flughafen unterwegs waren, haben die Rettungsgasse benutzt, um rechtzeitig ihren Flug zu erreichen. Ihre Erklärung: Die Polizei habe es erlaubt. Von wegen. Die Polizei hat sie angezeigt und hunderte anderer Fahrer dazu. Das ist richtig so, finde ich. Aber auch erschreckend, dass es solche Maßnahmen braucht. Offenbar merken immer mehr Men-schen nicht, was sich gehört, wie man sich benimmt, was normal ist und in einer Situation angemessen. Beim Unfall da auf der Autobahn ging’s gar um ein Menschenleben.

Jetzt in den Ferien sind viele Menschen unterwegs und hoffen auf eine schöne Zeit an anderen Orten. Nur mit Rücksicht und Geduld und am besten noch Freundlichkeit werden alle heil ankommen und sich gut erholen können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29150
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