Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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27JUL2019
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Endlich Sommerferien! Sechs lange Wochen, bis Anfang September!
Früher, als Schulkind, habe ich mich immer sehr auf diese Zeit gefreut. Und ich konnte damals nie so richtig verstehen, warum meine Eltern mit – sagen wir mal – gemischten Gefühlen in die Sommerferien gegangen sind …

Inzwischen weiß ich es. Jetzt haben wir nämlich auch ein Schulkind, das die nächsten sechs Wochen über vormittags nicht beschäftigt ist. Und vielleicht nach wenigen Tagen zu Hause beklagt: „Mir ist langweilig …“ Denn natürlich können wir nicht die ganze Zeit über verreisen und irgendwo in der Ferne Urlaub genießen.

Da kann man sich jetzt jede Menge Gedanken machen. Und alle möglichen Freizeitaktivitäten organisieren. Von A wie Abenteuerspielplatz bis Z wie Zoo – das volle Programm eben. Nur: Erholsam ist das dann halt nicht. Für die Eltern nicht – und auch nicht für die Kinder, glaube ich. Von den Kosten mal ganz zu schweigen.

Die Ferien sind doch auch dazu da, um mal abzuschalten. Von dem, was im Alltag dauernd ansteht. Da gibt es ja meistens schon genug Programm. Auch Kinder kennen schon so was wie Stress und Dauerbeschäftigung. Nicht nur in der Schule, sondern auch in der sogenannten Freizeit.

Ich glaube: Auch Kinder haben in den Sommerferien die große Chance, da mal auszusteigen. Sich mit normalen kleinen Dingen zu beschäftigen – einem Spiel, einem Buch, einem Bild, … Oder auch einfach mal nur dazusitzen. Mit sich allein klarzukommen. Abstand zu gewinnen. Und – Langeweile zu lernen. Auch wenn das erst mal ungewohnt ist. Wenn anscheinend gar nichts zu tun ist – dann fallen einem oft die tollsten Sachen ein. Langeweile macht kreativ. Das sagen sogar die Psychologen.

Übrigens erzählt die Bibel davon, dass auch Jesus sich immer wieder Auszeiten genommen hat. Anscheinend hat auch er manchmal genug gehabt vom vollen Alltagsprogramm, genug auch von den Leuten um sich herum. Dann hat er Abstand gesucht, sich alleine zurückgezogen, neue Kraft gesammelt.

Und wenn ich mich an meine Sommerferien früher als Kind zurückerinnere: Ich habe immer die gesamten sechs Wochen genossen. Die Zeit im Urlaub genauso wie die Zeit im vertrauten Umfeld zu Hause. Inklusive Nichtstun und Langeweile. Mal sehen, wie es unserem Schulkind so geht die Tage.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29091
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