Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wissen Sie eigentlich, was Joseph nach Weihnachten gemacht hat? Nachdem der ganze Aufmarsch von Hirten, Engeln und Weisen vorbei war? Er lernt, als Vater zu leben. Gut zu leben. Denn, automatisch kann das keiner.
Sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass er ein Kind hat und Vater ist, dafür hatte er schon genug Zeit in den Tagen im Stall. Aber Vater-sein ist nicht nur Kopfsache. Sondern auch Herzenssache und Hand und Fuß braucht es auch. Herzenssache? Ja, man muss das Herz in beide Hände nehmen, um ein guter Vater zu werden. Bei Joseph ging das so:
„Als die drei Weisen weg gezogen waren, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten, denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen.“
Vater sein braucht Herz. Joseph hat in diesem Traum gespürt, dass es wirklich auf ihn ankommt. Dass Gott ihm zutraut: „Sei Vater.“ Joseph hat begriffen, dass es dabei auf jede Minute ankommt. Für ihn, Maria und den kleinen Jesus war die Zeit extrem knapp. Aber
knapp und kostbar ist Zeit für Väter und Kinder auch dann, wenn es nicht Spitz auf Knopf
geht. Weil Kinderzeit vergeht. Oft viel zu schnell. Es gibt Erfahrungen mit unseren Kindern,
die kann man nicht wiederholen. Wenn man sie verstreichen lässt, dann ist dieses Stück
Leben rum.
Und dann hat man nicht gut gelebt. Joseph hat das kapiert, zum Glück.
„Da stand er auf,“ heißt es in der Bibel weiter, „und nahm das Kindlein und seine Mutter
mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten.“

Joseph ist Vater und Mann mit Kopf, Herz, Hand und Fuss. Er lebt das. Er lässt nicht leben, er wird nicht gelebt, er lebt selbst. Teilt sein Leben. Seine Zeit.
Vielleicht ist das heute schwieriger, Joseph hatte wohl keine Wahl. Väter heute müssen viele Anforderungen unter einen Hut bringen. Und viele Arbeitgeber sind ganz anders als der liebe Gott. Sagen nicht: „Leb jetzt, nimm Dir genug Zeit als Vater.“ Trotzdem: Ist es zB wirklich gelebt als Vater, wenn mir die Arbeit alle Kraft wegfressen darf? Oder wenn mir die Hobbys wichtiger sind als die Kinder. Oder wenn man als Vater oder Mutter, die Kinder schon in den größten Einkaufstrubel mitschleppt? Ist das gut gelebt? Oder gewöhnt man sie da nicht auch ans „gelebt werden“. Gut leben heißt miteinander Erfahrungen machen,
mit Kopf, Herz, Fuß und Hand.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2898
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