Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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21JUN2019
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„Worauf vertraust du denn, dass du dich so sicher fühlst“ - so fragen im „Zweiten Buch der Könige“ im Alten Testament (Kap. 18) assyrische Unterhändler Hiskia, den jungen König von Juda. Der saß damals schwer in der Klemme, eingequetscht zwischen den beiden feindlichen Großmächten Assur und Ägypten. Doch der König weigert sich, zu kapitulieren. Er vertraut dem Gott Israels. Verblüfft fragen die Assyrer: „Was ist das für ein Vertrauen“?

 „Was für ein Vertrauen“ - so lautet in diesem Jahr das Motto des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Dortmund. Da möchte man am liebsten erst mal ein dickes Fragezeichen dahinter setzen. Ist denn der Kirche noch zu trauen, die so viel Vertrauen verspielt hat? Und überhaupt: Kann man Gott trauen? Warum fällt er den blindwütigen Attentätern nicht in den Arm, wenn sie gläubige Menschen in Synagogen, Moscheen und Kirchen ermorden? Lässt es ihn kalt, dass immer noch mehr krankhafte Egozentriker, Rassisten und Populisten an die Macht kommen und Nationen und Völker gegeneinander aufwiegeln? -  Ist das etwa ein persönlicher Vertrauensbeweis, wenn uns schwere Krankheit niederdrückt oder eine Partnerschaft auseinanderkracht? Nein – danke! Ich glaube, in Dortmund werden sich Tausende wandelnder Fragezeichen ein Stelldichein geben.

Die Menschen werden beim Kirchentag miteinander ringen und suchen, hadern und streiten, beten, singen und feiern. Und vielleicht, so hoffe ich, verwandelt sich dann doch so manches Fragezeichen in ein Ausrufezeichen. „Was für ein Vertrauen“, dass Menschen in Freud und Leid verlässlich beieinander bleiben. Dass ein kleines Kind nach meiner Hand greift und geführt werden will. Dass junge Menschen uns zutrauen, dem Klimawandel endlich Einhalt zu gebieten. Was für ein Vertrauen, dass wir uns trotz vieler Widerwärtigkeiten immer noch von Gott gehalten fühlen und daran glauben, nach dem Tod bei ihm zum vollen Leben zu kommen.

König Hiskias Vertrauen wurde damals übrigens nicht enttäuscht – im Gegenteil: Die Assyrer kehrten unverrichteter Dinge in ihr Land zurück. Möge auch unser Vertrauen belohnt werden. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28869
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