Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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06JUN2019
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Insekten sterben. Bei uns und weltweit. Viele wissenschaftliche Studien bestätigen, dass dieser Prozess gravierend ist. Es handelt sich nicht um Ausnahmen oder Einzelfälle. Nein, dass es weniger werden, ist messbar. Weniger an Menge und weniger an Arten.

Weniger Insekten? Mir ist da nichts aufgefallen. In meinem Garten flattert alles Mögliche herum. Bei den Bienen habe ich besonders aufgepasst, weil ich wusste, dass die Bienen Probleme haben wegen der Giftstoffe, die in der Landwirtschaft als Unkrautvernichter eingesetzt werden. Kann sein, dass da weniger geflogen sind. Und ich sehe auch, dass auf meiner Windschutzscheibe weniger tote Insekten sind als früher.

Aber gemeint ist mit dem Insektensterben ja etwas viel Größeres, etwas das unsere Welt verändern wird. Denn für die Biowissenschaft ist klar: Eine stabile Artenvielfalt ist Garant für das Überleben der Menschheit auf dem Planeten Erde. Religiös gesprochen: Wir tun gut daran, die Ordnung der Schöpfung, wie Gott sie gemacht hat, zu respektieren; für sie Verantwortung zu übernehmen. Doch offenbar tun wir alles, um uns der eigenen Lebensgrundlagen zu berauben. Auch in Deutschland. 2017 gab es in Krefeld eine Studie. An 88 Standorten wurden fliegende Insekten gesammelt und mit früheren Messungen verglichen. Das Ergebnis: 75 Prozent weniger Fluginsekten. Wir brauchen die Insekten aber, um unsere Bäume zu bestäuben, um tote Tiere in den Kreislauf der Natur zurückzubringen. Es ist in der Konsequenz ganz einfach so: Ohne Insekten in ihrer großen Vielfalt an Arten kann der Mensch auf Dauer nicht überleben. Das habe ich verstanden. Und trotzdem ist das Thema weit weg von mir. So wie der Klimawandel. Wissenschaftler sagen sogar: Das Insektensterben ist das größere Problem von beiden. Werde ich erst aufwachen, wenn es zu spät ist - und die politischen Entscheidungsträger mit mir?

Unsere Erde ist ein Wunderwerk Gottes. Die Balance auf ihr ist großartig, aber heikel und zerbrechlich. Der Mensch lebt ganz offensichtlich auf Kosten der anderen. Er beutet aus, verbraucht über seine Verhältnisse. Und ich bin einer davon. Ich weiß das, und ich fühle mich gleichzeitig ziemlich machtlos. Ich will das Richtige tun. Ich pflanze eine Wiese mit bunten Blumen in meinem Garten. Ich kaufe auf dem Bauernhof bei mir um die Ecke, der nicht mit Glyphosat spritzt. Und ich achte darauf, dass mein Fuß keinen Käfer zertritt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28784
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