SWR3 Gedanken

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01JUN2019
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Mein Kollege und ich sitzen in einer Bar. Zwei Theologen. Eine Theke. Und dann plötzlich ganz viel Theologie hinter der Theke: Ein junger Barkeeper zapft uns  das Bier und wir entdecken auf seinem Unterarm Szenen aus dem Neuen Testament. Die Bibel tätowiert auf der Haut des jungen Mannes mit dem schwarzen Hipster-Bart! Wir sprechen ihn an: „Sorry, ist das da Jesus mit der Dornenkrone? Und die Kreuzigungsszene auf Golgotha?“ Er grinst: „Ja, und das hier ist Maria mit dem Jesuskind“. Er krempelt sein Shirt nach oben und zeigt uns die Madonna auf seinem Oberarm. Krass! Sowas kannte ich bisher nur von Fußballern wie Jerome Boateng oder David Beckham, die ebenfalls christliche Motive auf ihrer Haut verewigt haben. Aber so in der Kneipe um die Ecke? Wir wollen natürlich wissen warum diese Tatoos: „Ich wollte Motive die mir was bedeuten. Und mein Glaube an Gott bedeutet mir viel. Das ist schon eine bewusste Entscheidung. Ich würde mir jetzt nicht so einen Delfin da drauf hauen – und in einem Jahr denk ich: Was hab ich da? Gott bleibt mein ganzes Leben.“ Er fühlt sich sichtlich wohl in seiner Haut. Und dann entdecke ich noch ein Tatoo auf seinem Unterarm: ein starker Mann, der ein Kind durchs Wasser trägt. Ich bin begeistert: „Genial, das ist ja mein Namenspatron, der heilige Christopherus?“ Meiner auch, lacht mein Namensvetter Christopher hinter der Theke. Denn Christopherus, das ist griechisch und bedeutet: Der Christusträger! Die Legende erzählt, dass der heilige Christopherus einem Kind hilft und es durch einen Fluss trägt – und irgendwann merkt er: In diesem Kind bin ich Jesus Christus begegnet. Und obwohl das Kind auf seinen Schultern ganz schwer wird, lässt Gott ihn nicht untergehen. Für mich heißt das: Ich begegne Jesus in jedem Menschen, der Hilfe braucht. Und wenn ich Hilfe brauche, dann lässt Gott mich nicht im Stich. Der Barkeeper Christopher trägt den heiligen Christopherus auf seinem Unterarm. Und dieser Christopherus erinnert ihn daran, dass es da jemanden gibt, der ihn durchs Leben trägt.

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