SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

31MAI2019
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Mannheim Hauptbahnhof. Ich steige aus meinem Zug und will zum gegenüberliegenden Bahnsteig, wo gleich mein nächster Zug ankommt. Kurz nach mir steigen drei Personen aus, vermutlich eine Familie. Eine ältere Frau, ein junger Mann, so Anfang 20 und ein kleiner Junge. Der hält die Hand der Frau, sie ist wohl blind. Der junge Mann eilt sofort wieder in das Abteil und schleppt eine riesige Sporttasche und zwei Koffer heraus. Verzweifelt schaut er um sich. Der Junge sieht eine Taube, lässt die Hand seiner blinden Großmutter los. Sie taumelt, während er der Taube hinterherläuft. Der junge Mann ruft seinem Sohn etwas auf türkisch oder kurdisch zu. Oder auf persisch, arabisch? Ich verstehe jedenfalls nur Bahnhof.

Doch eins steht fest: Dieses Trio braucht Hilfe. Und fest steht auch: Gleich kommt mein Zug. Meine Augen suchen mit denen des jungen Mannes nach Hilfe. Und bleiben hängen an einem violetten Kreuz auf einer blauen Weste. Eine Helferin der Bahnhofsmission! Ich spreche sie an und zeige ihr den jungen Mann. Und er zeigt ihr sein Ticket. Sie nimmt sich Zeit und kennt sich aus. Erklärt ihm in Ruhe, wo und wie es weitergeht.

Da fährt schon mein Zug ein. Ich bin dankbar, dass es die Bahnhofsmission gibt. Sie ist da, für alle die Hilfe brauchen. Frauen und Männer mit einer echten Mission: Ihr Motor ist die Nächstenliebe. Und die hilft, wenn Menschen nicht weiterkommen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28724
weiterlesen...