Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
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Schnell, schneller, Glasfaser. Baustellen fürs schnelle Internet. Bei mir zuhause in Furtwangen so weit das Auge reicht. Viele Bürgersteige und Straßen sind aufgerissen gewesen im Herbst.
Als dann der erste Schnee gekommen ist, sind die Bürgersteige schnell noch ordentlich hergerichtet worden, die Straßen wurden aber nur notdürftig zugemacht. Zum Teeren ist es schon zu kalt gewesen. Schnell haben sich dann Schlaglöcher gebildet und als Autofahrer habe ich unheimlich aufpassen müssen, nicht in so ein Loch hineinzufahren. Die Vorfreude darauf, dass das Internet in den kommenden Jahren mit dem neuen Glasfasernetz immer schneller werden wird, hat mir beim Aufpassen geholfen.
Internet!, so lassen sich die Wege untereinander verkürzen. Zum Beispiel durch einen skype-Anruf. Ich höre den Anderen nicht nur, sondern kann ihn oder sie auch sehen. Mit genügend schnellem Internet geht das dann auch ganz ohne Ausfälle oder ruckelnde Bilder. Und plötzlich stehen ganz neue Wege offen. Bei einem Anruf kann ich auch Mimik und Gestik einsetzen. Das ist früher nicht möglich gewesen. Da war die Stimme das einzige Medium.
Ich kenne viele, auch ältere Menschen, die regelmäßig mit skype oder facetime telefonieren, weil sie so ihre weit entfernt lebenden Kinder und Enkel einfach hören und sehen können. Und das finde ich schön so. Die Menschen erzählen mir begeistert darüber. Viele erleben es als ein großes Geschenk, dass sie nicht mehr missen möchten. Sie fühlen sich jetzt wieder richtig dabei.
Aber ich spüre auch, dass nicht alles im Leben mit Schnelligkeit erreicht werden kann. Denn so schnell das Internet auch werden wird, eine der für mich wichtigsten Verbindungen, die direkte Verbindung zu Gott wird sich per facebook, whatsapp oder eMail wohl niemals herstellen lassen.
So verlockend das auch klingen mag, da werden wir immer auf die bekannten und bewährten Wege zurückgreifen müssen: Gebet, Stoßseufzer, stille Zeit, Gottesdienst.
Und so nehme ich mir vor, mich zum Gebet hinzusetzen. Doch dann klingelt das Telefon. Gleichzeitig weist das Handy auf einen herannahenden Termin hin. Außerdem meldet der Hund seinen Wunsch nach Spielzeit an. Und die Katzen hätten gern was zu fressen. Manchmal fühle ich mich da wie zwischen lauter aufgerissenen Bürgersteigen oder auf einer Schlaglochpiste.
Während alles den Anspruch erhebt, schnell zu sein oder es immer mehr zu werden, wünsche ich mir einfach Zeit für den persönlichen Kontakt mit Gott ohne ständige Ablenkung.
Schnell, so wird mir wieder bewusst, ist keiner der Namen Gottes
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