SWR1 3vor8

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In der Kirche St. Moritz in Augsburg kommt einem der Auferstandene entgegen. Er steht in der hellen, ganz in weiß gehaltenen Kirche vorne im Altarraum – da wo sonst meistens das Kreuz steht. Dieser Christus aber steht nicht. Er schreitet einem entgegen. Kraftvoll, mit wehenden Gewändern, die Hände ausgestreckt wie zum Segen oder zu einer Umarmung. So kommt Jesus auf einen zu, wenn man in die Kirche kommt. Von vorn. Gewissermaßen aus der Zukunft. So hat ihn der Augsburger Bildhauer Georg Petel um 1630 dargestellt, mitten im 30jährigen Krieg. Vom gleichen Künstler ist in der Kirche noch ein von Pfeilen durchbohrter Sebastian zu sehen. Georg Petel hat gewusst, dass es solches Elend gibt in der Welt. Er war kein Träumer. Er selbst ist wahrscheinlich schon ein paar Jahre später im belagerten Augsburg elend verhungert, wie tausende in seiner Stadt.

Trotzdem hat er gezeigt: Christus kommt uns entgegen. Auf ihn können wir hoffen, wenn wir sterben müssen. Aber auch in unserem Leben. Ich finde, besser kann man nicht zeigen, was Ostern bedeutet. Die Zukunft ist nicht dunkel und trostlos. In der Zukunft kommt uns Christus entgegen. Gott kommt uns entgegen – im Leben und im Tod.

Das hoffen wir Christen. Das haben wir mit den Juden gemeinsam. Der Prophet Jesaja hat das schon so geglaubt und geschrieben: „Gott der Herr wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt er von seinem Volk die Schande hinweg. Dann wird man sagen: Seht, das ist unser Gott. Auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt.“ (Jes 25, 8-9) Heute, am Ostermontag, ist das für die evangelischen Gottesdienste als Predigttext vorgesehen.

Seht, das ist unser Gott. Er kommt uns entgegen. Auf ihn setzen wir unsere Hoffnung: Das ist für mich der Sinn von Ostern. So wie Georg Petel es mit seiner Christusfigur gezeigt hat. Sie heißt übrigens „Christus Salvator“ – Christus, der Erlöser. Er erlöst uns von der Angst vor der Zukunft. Und die kennen ja viele. Die Angst, dass es in der Zukunft nur bergab gehen kann. Hier mit unserer Welt. Und nach dem Tod erst recht – da kommt nur ein schwarzes Loch.

Aber ich glaube doch, dass Jesus auferstanden ist. Dass er in der Zukunft ist und uns entgegen kommt. Die Zukunft ist Gottes Land, weil Jesus auferstanden ist. Das heißt nicht, dass ich alles hinnehmen will, was kommt und sich entwickelt. Der da aus der Zukunft kommt, ist ja Jesus, der gesagt hat: Liebt eure Feinde. Gebt den Bedürftigen und behandelt die Menschen so, wie ihr selber behandelt werden wollt.
Ich glaube: Wenn wir uns an ihm orientieren, wird die Zukunft gut werden. Denn er kommt uns ja entgegen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28528
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