Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus“ - ein bekanntes Sprichwort. Dazu eine Geschichte: Da kommt ein Wanderer an das Tor einer fremden Stadt. Davor sitzt ein alter Torhüter. Der Fremde erkundigt sich bei ihm: „Wie sind denn so die Leute in dieser Stadt?“ - „Wie waren sie denn dort, wo du herkommst?“ fragte der Torhüter zurück. Der Wanderer erwidert: „Sie waren grässlich eigensüchtig und voller Neid, und niemand ließ am anderen ein gutes Haar, und ständig wurde gestritten.“ - „Nun“, sagte der Alte, „so ungefähr werden sie auch hier sein.“ Später kommt ein anderer Reisender und will ebenfalls wissen, was er von den Bewohnern in dieser Stadt zu erwarten habe. Und der Greis richtet wieder die gleiche Frage auch an ihn: „Wie waren denn die Leute dort, wo du herkommst?“ Der Reisende entgegnet:: „Die waren meist freundlich, und einer half dem anderen, wo er konnte, und man fühlte sich wohl bei ihnen.“ Und wieder gab ihm der Wächter am Tor die Auskunft: „So ungefähr werden sie auch hier sein.“ Mir sagt die Geschichte: Es hängt sehr von mir selbst ab, wie meine Umgebung auf mich wirkt. Vielleicht mehr als ich meine. Bin ich unausstehlich oder sorge ich für ein freundliches Klima, eine menschliche Atmosphäre. Eben: „Wie man in den Wald ruft . . .“. Mir sagt die Geschichte auch das: Es liegt ein gutes Stück auch an mir, ob unsere Kinder lernen: wie befriedige ich egoistisch alle möglichen Bedürfnisse – oder: Wie kann ich versuchen, etwas für andere zu tun. Und prägen mich auch Werte wie Güte und Wahrheitsliebe, Toleranz und ein Gespür für Menschen in Not. Auch hier gilt: „Wie man in den Wald ruft . . .“. Frage: Wie wird das Jahr 2008 sein? Rückfrage: Wie war denn das Jahr 2007? Antwort: So ungefähr wie 2007 wird auch 2008 sein: bedrohlich oder verheißungsvoll. Es liegt viel an mir. Immerhin habe ich die Chance, mindestens einen Teil der Welt zu verbessern: Mich selbst.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2852
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