SWR4 Feiertagsgedanken

SWR4 Feiertagsgedanken

Der junge Mann war nett. Er hat sofort angehalten und uns gefragt, ob er irgendwie helfen kann. Wir waren wirklich erschrocken, als es mit unserem Auto batsch gemacht hat. Und wir waren heilfroh, dass da bei dem Unfall jemand bei uns war. Die Zierleiste von der Straße aufgesammelt und die Stoßstange so zurückgebogen hat, dass wir wenigstens nach Hause fahren konnten. Und das abends, im Schneeregen. Der junge Mann hätte ja auch weiterfahren können: Geht mich nichts an. Kann ich nicht. Ist nicht mein Ding. Warum ich?

Leider passiert das ja öfter so. Dass Leute sich drücken, weil sie keine Zeit oder Lust haben oder weil sie einfach zu ängstlich sind. Deswegen gefällt mir die Geschichte von Jona so gut. Die Geschichte steht in der Bibel.
Jona hatte auch eine Aufgabe. Gott hatte ihm den Auftrag gegeben, dass er den Leuten in der großen Stadt Ninive die Leviten lesen soll. Und da hat Jona gesagt: Mein Gott, nein, das mach ich nicht, das kann ich gar nicht, ich tauge nicht zum Propheten. Ich bin nicht der richtige Mann für dich. -  Ans Meer ist Jona gelaufen, rauf aufs nächstbeste Schiff, nur weg. Damit er ja nicht ran muss.

Er hätte sich auch die Krankheit flüchten können oder in die eigenen vier Wände oder in seine viele Arbeit.
Manche machen das ja so. Manche packen sich den Terminkalender voll und machen eine Überstunde nach der anderen, damit sie ja nicht so früh nach Hause müssen. Mit der Familie läufts im Augenblick gar nicht rund. Andere ziehen sich total ins Familienleben zurück, weil ihre Arbeit ihnen keinen Spaß mehr macht und gar nichts mehr so recht gelingt. Andere haben ständig Schwindel und fühlen sich schlapp und kein Arzt kann ihnen sagen, was das nun eigentlich ist. Und dann tauchen manche leider sogar wirklich ab, trinken zu viel. O ne, bitte nicht, das schaff ich nicht. Lasst mich alle.

Genauso wie Jona. Jona, erzählt die Bibel, hat sich sogar über Bord werfen lassen. Als er auf seinem Schiff saß, da ist ein großer Sturm gekommen und hat das Schiff fast zum Kentern gebracht und Jona hat gesagt: Schmeißt mich ins Wasser. Und wenn ich untergehe, auch gut. Dann hab ich wenigstens meine Ruhe.

Aber kann man sich auf Dauer wirklich wegducken vor einer Aufgabe, die dran ist? Zum Glück ist Gott ziemlich kreativ und findet eine Möglichkeit, dass ich doch noch da hin komme, wo ich gebraucht werde.
Bei Jona ist der Wal gekommen, erzählt die Bibel. Wie ein Rettungsboot auf hoher See. Und dieser Wal hat ihn in drei Tagen sicher und behütet Richtung Küste gebracht.´Ich hoffe, dass Gott auch für mich die passende Möglichkeit findet, um mich zu bergen und aufzufangen. Doch, du kannst das, du schaffst das. Mit Gottes Hilfe. 

 

Damals hat Jona zu Gott gebetet, ach was, geschrieen hat er, dass Gott ihm hilft. Das hat ihm bestimmt gut getan, irgendwann hat sich wohl das Gefühl bei ihm eingestellt: Gott hört mich. Auch jetzt, wo ich ganz unten bin, Gott hört mich und holt mich hier raus.

Und tatsächlich, nach drei Tagen war Jona wieder an Land. Und diesmal ist Jona gegangen! Seine Aufgabe war immer noch groß. Zu groß für seinen Geschmack, sicherlich. Und Angst hat er bestimmt immer noch davor gehabt. Aber inzwischen hatte er gelernt: Es bringt nichts wegzulaufen, schon gar nicht kann ich vor Gott weglaufen. Gott findet mich. In größter Not und ganz unten. Gerade dann laufe ich Gott in die Arme.

Das macht die Geschichte von Jona für mich zu einer richtigen Ostergeschichte. Auch wenns darin gar nicht um Jesus geht. Es geht auch nicht um das leere Grab und um die Leute, die es mit eigenen Augen gesehen haben, dass Jesus lebt.

Aber eine Auferstehungsgeschichte ist die Geschichte von Jona schon, finde ich. Und finde das sehr, sehr tröstlich: Wenn ich abtauche, dann taucht Gott auf, sucht mich, bleibt dran, damit ich aus dem Loch wieder rauskomme. Wenn ich mich bange mache und an mir selbst zweifle, dann sorgt er dafür, dass ich wieder Land sehe und die Füße auf den Boden kriege.

Aufstehen halt, loslegen, weitermachen, sich nicht unterkriegen lassen. Leben!
Auch das bedeutet für mich Ostern. Und ich denke dabei an die Leute, die genau das tun. Den alten Herrn z.B., der mir erzählt: Okay, dann lass ich mir jetzt halt die Hüfte operieren, kann doch nur besser werden, ich will doch noch was von meinem Leben haben.

Ich denke an die Frau, die sagt: Ich hab nicht viel Geld. Aber ich kann sparen. Und ich kann arbeiten. Das ist viel besser als zu Hause rumhängen und bitte, bitte machen. Stark, mit welchem Selbstbewusstsein die für sich sorgt, finde ich.

Und ich denke an den netten jungen Mann, der bei unserem kleinen Auffahrunfall dabei war. Vielleicht komme ich ja auch mal in so eine Situation, dass ich einen aufgeregten Autofahrer beruhigen und ihm die Zierleisten einsammeln kann. Wie hilfreich das ist, das hab ich ja selbst erfahren.

Geh, mach, tu einfach das, was dran ist! Und keine Bange! So möchte ich Ostern heute nachklingen lassen. So möchte ich diesen österlichen Schwung in die Woche mit reinnehmen. Ihnen einen wunderschönen Feiertag heute, bleiben Sie behütet!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28505
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