Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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20APR2019
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Heute ist ein merkwürdiger Zwischen-Tag: Karsamstag. Also nicht mehr Karfreitag, aber auch noch nicht Ostern. Jesus ist gestorben – daran haben wir Christen uns gestern, am Karfreitag, erinnert. Und jetzt? Wenn man etwas ganz Schlimmes erlebt hat – was ist dann?

In der Bibel gibt es die Geschichte von Hiob. Das ist der mit den Hiobs-Botschaften. Hiob bekommt die Nachricht, dass sein gesamter Besitz geraubt ist und seine Kinder tot sind. Schließlich wird er auch noch selbst schwer krank.

An ihm kann man sehen: Da kann man nicht mal eben zur Tagesordnung übergehen. Da steht die Welt völlig still. Das spüren auch die drei Freunde, die Hiob besuchen (siehe Hiob 2,11-13). Sie kommen von weit her. Sie sehen, wie groß Hiobs Schmerz ist. Sie weinen mit ihm. Und dann setzen sie sich zu ihm auf den Boden. Sieben Tage und sieben Nächte sitzen sie einfach nur da. Und reden kein einziges Wort. Sie sind einfach nur da und halten das Schwere mit aus.

Viele Trauernde erzählen mir: Genau das habe ich auch gebraucht, als es mir schlecht ging. Jemanden, der wahrnimmt, wie schlecht es mir geht. Der mit mir weint. Und dann einfach nur bei mir ist und mit aushält. Ein Mensch, der kleine klugen Erklärungen präsentiert, die es sowieso nicht gibt. Und der auch nicht mit frommen Bibelsprüchen zu trösten versucht.

Dieses Aushalten ist gar nicht so leicht. Auch wenn man selbst gar nicht direkt betroffen ist. Weil man da auch der eigenen Ohnmacht begegnet. Und zugibt, dass man nichts ändern kann. Aber manchmal ist das eben so. Und irgendwas zu tun, wäre dann nur Ausflucht.

Daran erinnert mich der Karsamstag heute. Dass es manchmal nicht gleich weitergeht im Leben. Dass man manchmal einfach nichts tun kann. Und dass das in Ordnung ist.

Das Schwere aushalten. Nicht gleich klug erklären. Und sich nicht in den Alltag flüchten. Oder in Vorbereitungen für die bevorstehenden Feiertage. Das ist heute am Karsamstag die Herausforderung, glaube ich. Ich hoffe, dass mir das gelingt. Und erst recht allen, die gerade etwas aushalten müssen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28477
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