Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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13APR2019
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Kaputte Worte: Es gibt Worte, die nicht mehr oder nicht mehr oft im Gebrauch sind. Weil sie missbraucht wurden, weil ihre Bedeutung verdreht wurde, weil sie zu oft gebraucht wurden oder von den falschen Leuten. „Heil“ ist eines dieser kaputten Worte. Es bedeutet eigentlich nur Schönes: Gesund, gerettet, ganz, unversehrt, wohlbehalten und rund. Es ist aber so gut wie aus unserem Alltag verschwunden. Vielleicht, weil’s altertümlich klingt, sicher aber weil es durch die Nazis kaputt geredet, ja kaputt geschrien wurde. Mit „Heil Hitler“ oder mit „Sieg heil“. Schade, denn es ist doch so ein schönes Wort. Als Wunsch zum Beispiel: „Komm heil wieder“ oder im Kinderlied „Heile, heile Segen…“                                               

Im christlichen Glauben ist „heil“ eines der Schlüsselworte, denn dieser Glaube ist nicht nur ein Ideal oder eine Geisteshaltung, sondern eine praktische Lebensform, von Anfang an. Jesus hat seine Botschaft von dem so ganz anderen Reich Gottes nicht nur mit Worten verkündet, sondern in Taten umgesetzt, indem er geheilt hat, an Leib und Seele. Auch die Frauen und Männer, die ihm nachgefolgt sind, haben geheilt. Und neben dem spürbar anderen, besseren Umgang untereinander, war das Heilen eines der Markenzeichen der ersten Christen. Und einer der Gründe warum sich diese Religion vor zweitausend Jahren so schnell ausgebreitet und auch gehalten hat. Weil Christen die Menschen geheilt haben. Und weil auch der Glaube, die Menschen, die sich Christen genannt haben, geheilt hat. Und wie sieht das heute aus? In der Seelsorge? Machen die Christen heute die Menschen heil? Ich denke ja, aber nicht genug, weil es zu wenig Seel-Sorge gibt, viel zu wenig.

 

Zwar gibt es schon viele Bereiche, die eine heilsame Nähe zu den Menschen ermöglichen. Zum Beispiel in der Betriebsseelsorge, der Krankenhausseelsorge oder der psychologischen Beratung. Oder an all den Orten wo Kranke gepflegt, Behinderte betreut und Sterbende begleitet werden. Da geschieht ganz viel Heil und Heilung, Tag für Tag, Nacht für Nacht, Stunde um Stunde. Meistens im Stillen ohne große Öffentlichkeit. Das ist gut, das tut gut und macht den christlichen Glauben glaubwürdig. Aber es ist nie genug, es könnte immer mehr sein, viel mehr. Zum Beispiel mehr an Zeit, die wir Menschen schenken. Zum Gespräch oder zur Therapie. Denn um nichts anderes als um das Seelenheil der Menschen geht es dem Gott Jesu Christi. Und denen, die seinen Willen erfüllen wollen. Wirklich und wirksam…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28453
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