Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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11APR2019
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Anti-Aging-Cremes: Wenn ich Werbung für Produkte wie diese sehe, dann löst das bei mir zweierlei aus: Lächeln und Kopfschütteln. Ich muss lächeln über den Versuch, den Menschen ernsthaft einreden zu wollen Cremes könnten das Altern der Haut verzögern oder gar aufhalten. Den Kopf schütteln lässt mich die Abwertung des Alterns von dem nicht nur, aber besonders Frauen betroffen sind. Jugendlich glatte Gesichter und straffe Haut scheinen die einzigen Schönheitskriterien zu sein. Nichts gegen Cremes oder Pflegeprodukte, aber ich finde das Schönheitsideal, das in diesen Pflegeprodukten steckt, voll daneben. Darum will ich ein paar Pro-Aging-Worte loswerden, wohl wissend, dass das Alter natürlich auch viel Unschönes und Belastendes mit sich bringt. Aber das Schöne und Befreiende verschwindet mir zu sehr dahinter. Und darum hier nun 5 Pro-Aging-Punkte oder 5 Gründe warum es gut, schön und wichtig ist, älter zu werden. 1. Weil alt werden befreien kann. Von Moden, von Trends oder von der Tyrannei der Fitness und der Jugendlichkeit. Ich muss nicht immer jung sein, ich muss nicht alles können, mitmachen oder leisten. 2. Altern und Alter ist gut, weil ältere Menschen etwas zu sagen und zu geben haben. Ihre Lebenserfahrung, ihre Weisheit. In unserer ewig jungen und ewig aktiven Gesellschaft ist die Wertschätzung des Alters verloren gegangen. Zwischen ewig jung und fit und dement und gebrechlich scheint es nichts mehr zu geben 3. Plädiere ich für die Wertschätzung des Alterns, weil das Alter ein Leben vollenden kann. Das Alter ist nicht nur Defizit, nicht nur nicht mehr können, sondern auch eine Abrundung all dessen was wir Leben nennen. Das 4. seine eigene Schönheit hat. 

Wenn 70, 80 oder 90 Jahre gelebten Lebens in einem Menschen verkörpert sind, dann ist das nicht nur Last, Hinfälligkeit und geistiger Verfall, sondern ein Lebensschatz, ein Schatz, der seine ganz eigene Würde hat und Achtung verdient. Und schließlich kann 5. das Altwerden und Altsein die Basis für Dankbarkeit sein. Eine Dankbarkeit, bei der ich eben nicht nur die letzte Phase meines Lebens sehe, sondern den ganzen Lebensbogen, der mir geschenkt ist. Ohne diesen sich neigenden Lebensbogen gäbe es auch keine Dankbarkeit. Und das Leben wäre eine so endlose, wie langweilige Selbstverständlichkeit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28451
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