SWR1 3vor8

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Guten Morgen und: Frohe Weihnachten!
Vielleicht gehören Sie ja zu den Menschen, die mit Weihnachten so ihre Probleme haben, nicht mit dem Feiern, sondern mit Weihnachten an sich, mit dem religiösen Kern. Daß Gott Mensch wird – welch ein verrückter Gedanke. Für Viele auch ein selbstverständlicher Gedanke, besonders natürlich zu Weihnachten, aber eigentlich kann man sich ja nichts Erstaunlicheres vorstellen. Wenn man sich denkt, dass Gott jemand ganz anderes ist als der Mensch – warum soll der ein Mensch werden? Wer kommt auf einen solchen Gedanken? Steckt dahinter Sehnsucht? Steckt dahinter die Erfahrung, dass in uns selbst etwas Göttliches ist?
Stellen wir uns einen Moment lang vor, diese Geschichte wäre nicht wahr , ich meine nicht den Wortlaut der Erzählungen von der Geburt in Betlehem in einem Stall, sondern die Aussage überhaupt, dass Gott ein Mensch geworden ist – stellen wir uns einen Moment lang vor, das wäre nicht wahr – wer hätte es ausdenken können? Ist nicht die Vorstellung, dass wir Menschen uns so etwas ausdenken, fast so erstaunlich wie die Tatsache selber, dass Gott ein Mensch geworden ist?
Trauen Sie sich, auch ihre Skepsis zuzulassen, die vielleicht da ist. Skepsis ist ein Weg zur Wahrheit, dahin, dass das, was mir gesagt wird, meine eigene Wahrheit werden kann. Mein Leben prägen kann. Im Fall von Weihnachten trösten kann, wenn ich mir armselig vorkomme oder mutlos angesichts des Leids in der Welt.
Menschen feiern Weihnachten und sind gleichzeitig skeptisch gegenüber dem religiösen Gehalt dieses Festes. Das ist dann nicht einfach Folklore oder Gefühlsduselei. Es ist – mehr oder weniger bewusst – oft auch ein Versuch zu glauben. Sich darauf zu verlassen, dass Gott in diesem an Chancen und Zumutungen reichen Leben an unserer Seite ist. Daß deshalb jedes Leben Sinn und Würde hat. Und dass sich so auch mit vielen offenen Fragen leben lässt.
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