Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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03APR2019
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Liebe Frauen, heute rede ich nicht direkt zu Ihnen. Was mir heute am Herzen liegt, geht an Männer. Ein Satz, den mir ein Freund gesagt hat: „Ich kann mir ein Leben ohne Frauen nicht vorstellen.“ Er ist kein Frauentyp, der damit protzen wollte. Er hat das sogar ziemlich leise gesagt. Aber von ganz innen ist es gekommen.

„Stimmt, geht mir auch so“ habe ich gedacht. Und mich gewundert: warum habe ich das selber so deutlich noch nicht ausgesprochen?

Und dann habe ich sie vor mir gesehen, Frauen, die mich mit zu dem gemacht haben, was ich bin.

Klar meine Mutter. Heute weiß ich, wie selbstverständlich sie für mich da war, immer wieder, ganz verlässlich. Wie ein Steg auf dem man über schweres Wasser läuft.

Oder meine Lehrerin in der 1. Klasse: Die hat uns beigebracht: Jeden Tag ist einer von Euch Jungs dran. In der ersten Stunde: ihr den Mantel abnehmen und nach Schulschluss wieder reinhelfen. Das war für uns als Grundschüler schwierig. Wenn man noch so klein ist. Aber ich glaube, mich hat es auf ganz „natürliche“ Weise, gelehrt. Achtung für Frauen und ein Fundament an Höflichkeit und Wertschätzung. Und auch wenn es altmodisch klingt. Ich finde das immer noch männlich.

Eine andere Lehrerin hat mich später drauf gebracht, dass man auch was Anderes lesen kann als Karl May. Und noch eine hat viel dafür getan, dass ich Theologie studiert habe.

Ich wäre ohne diese Frauen ein anderer geworden, glaube ich.

Erst recht ohne meine Tante: Sie hat so unaufdringlich vorgelebt, was Glaube ist. Eine tiefe christliche Zuversicht ausgestrahlt. Dabei war sie krank und hätte Grund gehabt, zu jammern. Hat sie nicht.

Sie hat gewusst: grade wenn es im Leben hart ist, grade dann hilft es, nach vorne zu schauen. Die Hoffnung nicht aufgeben und das Vertrauen nicht fahren lassen. Sie ist viel zu früh gestorben. Aber auch da hat sie mir vermittelt: „Mit dem Tod ist es nicht vorbei. Beim lieben Gott nicht.“

Ich kann mir mein Leben nicht vorstellen ohne Frauen. Da waren und sind die, die es aufregend gemacht haben. Und schön, mit Liebe. Die eine oder andere Freundin, die mir den Kopf gewaschen hat. Mich in die Spur gebracht. Bis heute. Die mit der man wunderbar zusammenarbeiten kann. Denken. Sich austauschen. Lernen. Meine Tochter, die dafür gesorgt hat, dass ich Opa sein kann. Und und und…..Und jetzt frag ich Sie, liebe Männer. Wenn Sie ähnliches erlebt haben: Wann sagen wir es den Frauen, bevor es zu spät ist: „Ich kann mir mein Leben ohne Euch nicht vorstellen.“

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