Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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02APR2019
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Am Ende war es eine Befreiung für Maren und André. Als sie sich ehrlich gesagt haben, wie es um ihre Beziehung steht.

Es hat gedauert. Aber am Ende haben Maren und André erlebt, es ist wahr: „Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war.“ (Bertolt Brecht) Aber vielleicht erzähl ich erst mal, wie es war mit Maren und André: Ich kenne die zwei schon seit ihrer Schulzeit. Mit Mitte 20 sind sie zusammengezogen. Haben sich ein gemeinsames Zuhause geschaffen. Ein gemeinsames Leben aufgebaut. Sie haben sich geliebt und waren sich sicher, wir gehören zusammen, wir sind füreinander bestimmt.

Dann gab es eine ernste Krise. Aber trennen ist für beide nicht in Frage gekommen. Stattdessen sind sie schwanger geworden. Aber als die Kleine ein Jahr alt war, der Knall: Sie haben sich getrennt. „Unsere Beziehung ist am Ende,“ mussten sie erkennen.

Maren und André hatten anscheinend mit dem Kind zu retten versucht, was sie schon vorher hätten retten sollen.

Heute haben Maren und André beide neue Partner und sagen:
Ja, es ist ehrlich gewesen, uns zu trennen, trotz Kind. Heute ist es für alle gut.

„Wer a sagt, muss nicht b sagen. Er kann auch erkennen, dass a falsch war.“ Vor kurzem habe ich mit Maren noch mal über ihre Geschichte geredet. Und da ist mir dieses Wort von Bertolt Brecht eingefallen. Wir waren uns einig. Es stimmt nicht automatisch, was der Volksmund sagt: Dass wer a sagt auch b sagen muss.

Wenn man in eine Sackgasse geraten ist, ist es fahrlässig immer weiter zu machen. Es gibt Situationen, da braucht man den Mut, anzuhalten. Dann ist es gut, wenn man abbiegt vom bisherigen Weg oder umdreht. Maren und André haben nicht zwanghaft „b“ gesagt, sondern ihr „c“ gefunden.

Vielleicht sagen Sie: Aber ist das denn christlich, dass ich ihre Lösung ehrlicher und wahrer finde.
Hätten Sie nicht wegen dem Kind zusammenbleiben sollen?
Ich gebe zu bedenken: Jesus haben besonders die Kinder am Herzen gelegen. 'Den Kindern ist Gott besonders nah', hat er gesagt und sie öffentlich gesegnet. Vielleicht er wäre darum einverstanden gewesen. Weil die Lösung von Maren und Andre auch für ihr Kind gut ist.

Zu Anfang ging es Maren und André mit ihrem Kind ja nicht ums Kind, sondern um sich. Das Kind sollte ihre Beziehung retten. Aber es ist kein Segen für ein Kind, wenn es zum Zweck für die Bedürfnisse von Großen gemacht wird.

Darum glaube ich, ist es richtig, wenn wir nicht automatisch „b“ sagen. Sondern „c“, wenn das wahrer und ehrlicher ist.

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