Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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01APR2019
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„Das war falsch von Dir.“ Es gibt Menschen, die halten aus, wenn sie so kritisiert werden. Ich bewundere das. Ich kenne mehr die andere Sorte: Denen fällt es schwer, sich Kritik anzuhören, sie können dann schwer ruhig bleiben. Ich gehöre auch eher zu dieser Sorte und frage mich: Warum trifft Kritik mich so und Sie, wenn Sie das auch kennen? Dass sie oft diese Reflexe auslöst: Ich verteidige mich oder gehe sogar zum Angriff über: „Was willst Du, Du hast doch auch schon gemacht, was nicht ok war.“

Oft ärgere ich mich später, wenn ich in die Reflexfalle tappe. Und bewundere Menschen, die Kritik als Chance nehmen können.

„Lass Dir öfter mal sagen, was Du nicht hören willst.“

Habe ich vor kurzem gelesen. Guter Gedanke. Bloß, wie?

Vielleicht hilft ja der Blick in eine Geschichte in der Bibel. Wie sich einer da was sagen lassen kann:

Zachäus hatte sein Leben eigentlich auf Fehlern gebaut. Nach außen, ist er damit sehr gut dagestanden. Aber seine Seele hat rebelliert. Keiner ist auf die Idee gekommen, ihm seine Fehler offen zu sagen. Sie haben ihn geschnitten. Haben über ihn hergezogen. Aber so wurden Zachäus Fehler nicht aufgedeckt, er ist im falschen Leben stecken geblieben. Aber seine Seele hat Alarm gemacht. Wie kommt man aus diesem Teufelskreis raus?

Jesus hatte eine Doppelstrategie. Zuerst hat er sich bei Zachäus zum Essen eingeladen. Heißt: Jesus hat Zachäus seine Fehler nicht um die Ohren geschlagen. Erst hat er ihn wohlwollende Achtung spüren lassen.

Vielleicht ist das der Schlüssel. Dass auch der zweite Schritt geklappt hat. Zachäus hat sich dem gestellt, was niemand gern von sich hört. Ist nicht ins Reflexmuster gefallen: Hat sich also nicht verteidigt und ist nicht zum Gegenangriff übergegangen. Nach dem Motto: „Jesus, Du hast mir gar nichts zu sagen.“ Zachäus hat ausgehalten, dass er fehlerhaft ist und man spürt. Das war eine Befreiung für ihn.

Ich kann das nur so verstehen, dass Zachäus selber fehlerfreundlich wurde. Sich selbst gegenüber. Er fühlt sich von Jesus akzeptiert und kann sich auch selbst akzeptieren, mit seinen dunklen Seiten. Und sie wieder gut machen.

Das könnte es doch auch für mich sein: Meine Fehlerhaftigkeit annehmen: Ja, es ist wahr, ich mache welche. Manchmal auch schlimme. Es ist gut, wenn ich mich so akzeptieren kann.

Vielleicht kann man dann auch aushalten, wenn man auf Fehler angesprochen wird. Kann sich das anhören, es bedenken und sich verändern. „Lass Dir ruhig sagen, was Du nicht hören willst.“
 

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