Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Purim. Das ist ein lautes und fröhliches Fest, mit vielen Partys. Es erinnert mich an Fasching. Auch Kostüme gehören nämlich dazu. Kinder und Erwachsene verkleiden sich als Superman, Prinzessin und Co. Jüdische Familien und Gemeinden feiern es heute: das Purim-Fest.

Es geht auf ein Buch der Bibel zurück. Das Buch Ester. Viele Christen kennen es nicht so gut, aber für das jüdische Volk ist es der Ursprung für das Fest. Die Geschichte erzählt von einer bildschönen jungen Frau. Ester heißt sie. Über eine Art Model-Casting-Show hat sie es ganz nach oben geschafft: Der persische König Xerxes hat sie als seine Frau ausgewählt. Was er nicht wissen konnte: Ester hat zur jüdischen Minderheit seines Landes gehört. Erzählt hatte sie ihm das vorsichtshalber nicht. Zumal es keine Ehe auf Augenhöhe war: Der König konnte sie jederzeit wegschicken und auch aus einer Laune heraus ein Todesurteil sprechen.

Der Gegenspieler der schönen Ester war Haman. Ein finsterer, selbstgefälliger Mann in hoher Position am Hof. Er wollte die Juden loswerden. Wegen ihrer Religion und ihrer Bräuche schienen sie nicht zur Mehrheit im Land zu passen. Hamans Intrige hat funktioniert: der König hat der jüdischen Minderheit den staatlichen Schutz entzogen. So konnte man sie umbringen und ihr Hab und Gut einkassieren. Merke: Antisemitismus ist keine Erfindung der Neuzeit. In höchster Not hat sich Ester ihrem Mann offenbart. Der konnte den selbst verordneten Gewaltausbruch zwar nicht mehr stoppen, hat den Juden aber das Recht gegeben, sich zu wehren. Am Ende war das jüdische Volk gerettet. Haman ist hingerichtet worden.

Ein ernster Hintergrund für ein ausgelassenes Fest. „Wir leben!“ Das wird gefeiert. Die Kinder dürfen im Gottesdienst lautstark mitmachen. Wenn der Name des Bösewichtes aus der Bibel vorgelesen wird, schwenken sie laute Rasseln, stampfen mit den Füßen und versuchen, den Namen zu übertönen. Schon die Kleinen sollen lernen: „Steht auf gegen das Böse. Macht den Mund auf gegen Ungerechtigkeit. Gemeinsam seid ihr stark.“

Gott hat uns damals gerettet, finden die, die dieses Fest feiern. Ihm zu vertrauen, macht uns Mut, gegen Ungerechtigkeit aufzustehen. Und wir sagen ihm „Danke“. Danke für unser Leben. Jeden Tag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28322
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