Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Mittags um zwölf läuten die Kirchturmglocken. Früher hat das Glockenläuten gläubige Menschen an ein Gebet erinnert. Es nennt sich „Engel des Herrn“. Und das sind auch gleich die ersten Worte des Gebets: „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft und sie empfing vom Heiligen Geist.“

Heute am 25. März passt dieses Gebet besonders gut, weil heute das Fest „Verkündigung des Herrn“ ist. Es erinnert daran, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass Jesus geboren wurde. Oder anders gesagt, wie Maria schwanger geworden ist und welche Rolle der Engel dabei gespielt hat.

Maria ist eine junge unverheiratete Frau. Die Bibel erzählt, dass ein Engel zu ihr kommt und sagt, dass sie ein Kind bekommen wird. Von einem Moment auf den anderen sind all ihre Pläne zunichte. Ein ungeplantes Kind. Einfach so. Vielleicht geht ihre Partnerschaft deswegen drauf. Und auch die Nachbarn werden reden.

Mir ist sympathisch, dass Maria nicht gleich vor Freude in die Luft springt. Sondern dass sie erst einmal nachdenkt. Und dass sie dann kritisch nachfragt, wie das alles sein kann.

An der Stelle hätte die Geschichte auch anders ausgehen können. Doch Maria lässt sich vom Engel überzeugen und sagt dann „Ja“ zu dem Kind. „Ja“ dazu, dass Gott in ihrem Leben etwas zu sagen hat – auch wenn das ihr Leben kräftig durcheinanderwirbelt.

Den „Engel des Herrn“ gibt es seit ungefähr 450 Jahren und traditionell wird das Gebet am Morgen, am Mittag und am Abend gebetet. Deshalb läuten dann an vielen Orten die Kirchturmglocken. Ein Zeichen, einen Moment den Alltag zu unterbrechen. Und auch wenn das Gebet Worte verwendet, die mir fremd sind, so tun mir die Unterbrechungen gut. Kurze Momente, in denen ich mir bewusstmache, dass Gott bei mir ist. Bei dem, was ich gerade tue. Sei es mit Kollegen etwas zu planen oder am Schreibtisch etwas vorzubereiten.

Der „Engel des Herrn“ ist für mich deshalb vor allem ein „Gebet der Unterbrechung“. So wie der Engel damals ja auch keinen Termin mit Maria vereinbart hat, an dem sie zufällig Zeit hatte, um sich seine Botschaft anzuhören. Der Engel ist einfach so gekommen. Mitten in ihren Alltag. Und Maria hat sich unterbrechen lassen.

Auch ich habe gemerkt, dass ich nach solchen kleinen Unterbrechungen manches anders sehe. Gespräche besser einordnen kann. Ideen in meinem Kopf klarer werden. Gott wird dadurch in meinem Alltag präsenter und mein Blick auf das Leben weiter.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28308
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