Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Vier Mal am selben Tag ist der gleiche Videoclip auf meinem Smartphone gelandet. Von ganz verschiedenen Leuten. Ein wichtiger Videoclip. In der Tat. Da steht Hannes Jaennicke vor dem Deutschen Bundestag und fordert von der Bundesregierung, dass Plastikverpackungen besteuert werden. Hannes Jaennicke habe ich bisher nur als Schauspieler aus dem Fernsehen gekannt. Im Videoclip konfrontiert er mich mit Fakten, die ich bis dahin nicht wahrgenommen habe. Jährlich sterben 1,5 Millionen Seevögel und etwa 650.000 Wale, Delphine, Orcas durch den Plastikmüll im Meer. Wenn wir so weiter machen, schwimmt im Jahr 2050 mehr Plastik im Meer als Fische und Plankton.

Ich war ehrlich schockiert, weil für mich das Leben ein Geschenk Gottes ist. Ich fühle mich verantwortlich, das zu schützen und sorgsam damit umzugehen. Ich trenne schon immer sorgfältig meinen Müll. Aber seitdem ich diesen Videoclip gesehen habe, fällt mir auf, wieviel Plastik ganz selbstverständlich zu meinem Alltag gehört: Zahnpasta, Duschgel, Haarshampoo, Waschmittel, Spülmittel, Wäscheklammern, Klebestift, Kugelschreiber, Frischhalteboxen für den Kühlschrank, ganz zu schweigen von den Lebensmitteln, die zum Teil mehrfach in Plastik verpackt sind. Wie soll ich denn da anfangen, Plastik zu vermeiden? Das geht doch gar nicht. Es ist schwer, ja. Erst recht, wenn man wenig Geld hat und in den Discountern einkaufen muss, in denen alles im Kühlregal in Plastik verpackt ist.

Seitdem ich den Videoclip gesehen habe, fällt mir auch auf, was sich schon verändert hat. Ich kann jetzt zu manchen Supermärkten meine Frischhalteboxen zur Käse- und Fleischtheke mitnehmen und die Lebensmittel direkt darin verpacken lassen. Gemüse kann ich im Laden in die Baumwollbeutel packen, die ich mitgebracht habe. Es gibt inzwischen sogar Läden, in denen ich alles unverpackt kaufen kann, wenn ich meine Behälter dafür mitbringe. Im Internet gibt es tolle Ideen, wie ich unnötigen Verpackungsmüll vermeiden kann. Und es gibt Umweltschützer, die solche Videoclips drehen. Mir hat er geholfen. In Sachen Plastikmüll bin ich aufgewacht. Hannes Jaennicke hat schon recht. Er sagt: Es ist ungerecht, wenn es an den Endverbrauchern hängenbleibt, dieses Problem zu lösen. Die Politik ist gefordert, brauchbare Gesetze zu formulieren. Und es ist nötig, dass viele aufwachen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28184
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