Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Was ist eigentlich wahr? Was kann man noch glauben? Viele fragen so. Wenn man nicht weiß, was man glauben kann, dann wird man unsicher. Und irgendwann reicht es einfach. „Ich will nichts mehr hören“, hat mir neulich jemand gesagt. „Ich habe genug gehört. Die meisten  lügen ja doch“.

Jesus wollte sich auch Klarheit schaffen. Er hat mal seine Jünger gefragt: „Was sagen denn die Leute, wer ich bin?“ Da haben sie aufgezählt, was an Gerüchten im Umlauf war. „Die einen sagen, du bist Johannes der Täufer. Andere sagen, du seist der Elia. Wieder andere, dass du irgendeiner von den Propheten bist.“ Ich kann mir vorstellen, dass sie noch mehr über Jesus gehört hatten, manche hielten ihn ja auch für einen Scharlatan und Gotteslästerer. Manche haben gesagt: „Fresser und Weinsäufer“. Aber da fragt sie Jesus: „Und ihr – was sagt denn ihr?“ Was ich selber in Erfahrung gebracht habe ist gefragt, nicht das, was die Leute sagen. Nicht das, was in sozialen Netzwerken verbreitet wird, könnte man heute vielleicht sagen..

Da traut sich Petrus, einer von den Jüngern und sagt, was er denkt: „Du bist Christus, der Gesandte Gottes. Du bist Gottes Sohn.“ (Mk 8, 27-30)

Diese Geschichte erinnert mich: Es kommt nicht darauf an, was andere sagen. Wichtig ist, was ich selber denke. Petrus damals hat nicht einfach nachgeplappert, was er gehört hat. Er hat Jesus ja gekannt und Beobachtungen gemacht. Und einen Eindruck gewonnen. Und dann ein eigenes Urteil gehabt.

Mir leuchtet das ein. Man muss eigene Erfahrungen machen, ehe man urteilen kann. Jesus kenne ich allerdings ja nicht persönlich. Wie kann ich mir da ein Urteil bilden?

Ich habe versucht, ihm nahe zu kommen. Ich versuche, so zu leben, wie er es vorgelebt hat. Die Bibel erzählt davon. Ich mache Erfahrungen dabei. Immer neu. Und irgendwann hatte ich den Eindruck: Ja, das war ein Mann Gottes. Ja, der lebt und wirkt bis heute. In mir und in vielen anderen. Ja, das war Gott selbst, der da sein Gesicht gezeigt hat. Es lohnt sich, sich auf ihn einzulassen.

Und mein Urteil über andere und über anderes? Wenn ich keine eigenen Erfahrungen habe, dann versuche ich, nichts nachzuplappern. Ich frage lieber: Woher wisst ihr das? Wer hat das gesagt? Ich merke dann meistens: vieles kann man verschieden sehen. Ich suche nach eigenen Erfahrungen. Und merke doch: Auch meine eigenen Erfahrungen sind immer nur ein Teil der Wahrheit. Andere haben vielleicht einen anderen Teil in Erfahrung gebracht. Und das kann ich dann zu einem größeren vollständigeren  Bild  zusammensetzen Ich glaube, damit kann ich leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28038
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