Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wo sich Asia Bibi gegenwärtig aufhält, weiß man gar nicht. Die junge Christin aus Pakistan hatte im Jahre 2009 bei einem Streit mit muslimischen Frauen angeblich den Propheten beleidigt. Sie wurde verhaftet und wegen „Gotteslästerung“ zum Tode verurteilt.

Weltweit kam es zu einem Sturm der Entrüstung. In den christlichen Kirchen beteten die Gläubigen um Asias sofortige Freilassung. Christliche, aber auch andere internationale Nicht-Regierungs-Organisationen machten diesen Skandal öffentlich.  Asias Anwalt – seines Zeichens Muslim – informierte in Frankfurt die internationale Presse. Das Wunder geschieht: Im Oktober letzten Jahres wird Asia Bibi vom höchsten Gericht Pakistans freigesprochen und aus der Haft entlassen.[1]) Doch sie muss sich bis heute an einem geheimen Ort verstecken, weil ein fanatischer Mob sie zu lynchen droht.

In vielen Ländern der Welt werden gegenwärtig Christen aller Konfessionen heftig bedrängt. Solange sich nur die betroffenen Kirchen wehren, läuft der Protest meistens ins Leere. Erst wenn es gelingt, wie im Fall Asia, auch Menschen aus anderen Glaubensgemeinschaften zu motivieren, geraten die verantwortlichen Regierungen in Erklärungsnot. Die Religionsfreiheit ist nämlich international ein Grund- und Menschenrecht, das nicht angetastet werden darf.

Wenn Gläubige, gleich welcher Religion, verfolgt werden, tragen zumeist korrupte Regierungen die Schuld.

Zum andern aber sind es die Fundamentalisten in allen Religionen, die Andersgläubige als „Ungläubige“ verfolgen. Der Fundamentalismus ist der Totengräber der Religiosität. Nicht nur gewaltbereite religiöse Fanatiker verderben einem die Lust auf Gott. Es sind auch die Rechthaber und Eiferer in den christlichen Kirchen, die suchende Menschen vor den Kopf stoßen. Wenn Religion sich im Gezänk verliert, wendet man sich mit Grausen. Warum soll man sich so was überhaupt antun?   

Statt sich in Burgen einzumauern, müsste man in allen Religionen Brücken bauen zu einander hin. Denn alle versuchen ja, sich Gott zu nähern. Nur im geduldigen Dialog miteinander, kann sich der wahre Reichtum der Religion entfalten.



[1]     „WELT“ -21. 11. 2018

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27922
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