Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Über manche Dinge redet es sich nicht so leicht. Drum geht man lieber nicht dran. Macht einen Bogen drumherum. Das ergibt sich aber nicht einfach. Da müsste man das Gespräch aktiv drauf bringen. Aber das lässt man dann. So neuralgische Dinge gibt es auch zwischen Eltern und den groß gewordenen Kindern. Dinge, über die es sich nicht leicht redet.

Vielleicht hat Astrid Lindgren ja auch an Eltern und groß gewordene Kinder gedacht, als sie gesagt hat: "Es ist gefährlich, zu lange zu schweigen.“ Und es kann sein, dass da bei Astrid Lindgren auch eigene Erfahrung mit ihren Kindern mitschwingt. Aber es müssen ja gar nicht so dramatische Dinge sein.

Ich finde es schon schwierig, den eigenen Kindern „danke“ zu sagen. Nicht im Alltag. Aber zB. dafür, wer man durch sie geworden ist. Als Kinder und Jugendliche haben sie mich ja auch mit zu dem geformt, der ich heute bin. Man wird selber noch mal anders Mensch, wenn man Mama oder Papa wird. Und sich dafür bei seinen Kindern mal ausdrücklich zu bedanken. Das wäre gut, wenn auch nicht einfach.

Dabei ist es ja wirklich fundamental, Papa oder Mama geworden zu sein. Wie fundamental, das lerne ich von Jesus. „der“ Ehrenname für Gott, den Jesus gebraucht hat im VaterUnser. Der heißt in Jesu Muttersprache „Abba“. Und das entspricht unserem „Papa“. Wenn „Vater“ oder auch „Mutter“ eine Ehrenbezeichnung für Gott sein kann. Dann auch für uns Menschen. Und unsere Kinder haben uns dazu gemacht.

Noch ein Thema ist meiner Erfahrung nach schwierig anzusprechen von Eltern zu groß gewordenen Kindern: Wie und wann sich bei ihnen entschuldigen für eigene Fehler. Für die Gröberen, meine ich. Da kommt vieles in Frage: Man hat ihnen nicht genug zugetraut. Oder sie an der falschen Stelle allein gelassen.

Man ist wie ein Helikopter über ihnen herumgeflattert.
Man hat sie vor berechtigter Kritik abgeschottet.
Man hat eigene Erwartungen in sie hinein projiziert, wer sie werden sollten. Und darüber vergessen, wer sie sind: Nicht mein Ebenbild, sondern Ebenbilder Gottes.

Noch ein Elternfehler über den man nicht schweigen sollte: Wenn man zu seinen Kindern zu oft, „Ja, aber“ gesagt hat. „Ja, das hast Du gut gemacht“. Und dann fügt man im selben Atemzug das Aber hinzu. „Aber, das kannst Du doch noch besser.“ Selbst wenn das stimmen sollte. Es muss diese Momente geben. Wo wir als Eltern einfach sagen:
„Ja. Es ist alles gut. So wie Du bist. Danke, dass es Dich gibt.“

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27887
weiterlesen...