Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Öfter erzählen, was gut geht und wie das Leben gut werden kann. Habe ich mir vorgenommen. Ich neige dazu, eher das zu erzählen, was nicht gut gegangen ist. Aber dann wird die Welt dunkler als sie eh schon ist. Ich will Schlimmes nicht schön färben. Aber schon gar nicht unter den Tisch kehren, was gut ist.

Also zwei Geschichten. Sie hätten häßlich ausgehen können. Sind sie aber nicht. Gott sei Dank. Die erste: Martin und Caro haben sich getrennt. Vor einem Jahr. Sie haben verstehen müssen, es ging nicht mehr. Zu verschieden, zu kleine Schnittmengen, um gut durch graue Alltagsebenen zu kommen. Nicht dass ihnen die Liebe verloren gegangen wäre. Trotzdem. Es gibt Paare, die kommen in so einer Situation nicht voneinander los. Martin und Caro ja. Ein Jahr danach können sie sich wieder sehen und riechen. Trauer ist da. Aber keine Wut. Kein Hass. Was sie miteinander erlebt haben ist nicht verlorene Zeit, eher erlebte. Vor kurzem hat sie ihn angerufen, ob er ihr die gemeinsame gekaufte Couch überlässt. Erst hat er geschluckt. Und dann haben sie sie miteinander aus seiner Wohnung in ihren VW-Bus geschleppt.

Die zweite Geschichte steht in der Bibel. Handelt von zwei Brüdern, ihrer Feindschaft und wie sie wieder zueinander gekommen sind. Ich hoffe, das gibt es heute auch noch unter Geschwistern, die sich entfernt haben.

Die zwei waren Zwillinge. Nicht eineiig. Und extrem verschieden. Wenn ihre Mutter von der Geburt erzählt hat, hat sie gesagt: „Da hat es angefangen. In den Wehen hatte ich das Gefühl, die beiden händeln, wer als Erster raus darf.“

Und so ist es geblieben zwischen ihnen. Wer kommt zuerst? Beim Vater, bei der Mutter. Der Tiefpunkt dann: Der Jüngere hat mit der Hilfe der Mutter den Älteren ums Erbe betrogen. Hat seinem alten Vater - der war inzwischen blind - vorgegaukelt, er wäre der Erstgeborene. Und hat so beide gelinkt: Seinen Vater und seinen Bruder um den Segen. Nach dem Erbbetrug ist er dann abgehauen. Aus Angst vor der Rache seines Bruders. Er ist erst später im Ausland reich geworden.

Nach Jahrzenten ruft ihn das Gewissen. Oder Gott? ‘Ich muss heim. Aber das geht nur, wenn ich versuche, mich mit meinem Bruder zu versöhnen.’ Und der Jüngere kommt zurück. Nach einer letzten harten Nacht, in der er mit sich, seinem Gewissen und mit Gott ringt. Kommt es zum Treffen der zwei. Und der Ältere, Betrogene, verzeiht. Die Brüder versöhnen sich.

Vielleicht können Sie und ich ja auch solche Geschichten schreiben wie diese oder die von Martin und Caro.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27882
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