Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Schon wieder liegt ein Weihnachtsfest hinter mir. Und wie immer schaue ich zurück. Sie vielleicht auch. Wie war es diesmal? Und wie war es die vielen Male davor?

Fast jedes Weihnachten hat seine Besonderheit gehabt, merke ich beim Rückblick: Die Weihnachten, als die Kinder noch klein waren. Das erste Fest ohne die eigenen Eltern. Zum ersten Mal nicht im eigenen Zuhause. Der Gottesdienst vor Jahren mit dem Weihnachtsoratorium. Die Predigt, die mir so zu Herzen gegangen ist.

In diesem Jahr hat mich die Geschichte selbst besonders berührt. Die Weihnachtsgeschichte. Weil ich darin so viel Mut gesehen habe. Mut, mit dem einfache Menschen ihr Leben in die Hand genommen haben. Mut, der mir manchmal fehlt.

Maria, die ein Kind erwartet und sich einfach nicht vorstellen kann, wie das gehen soll. Schließlich war sie nicht verheiratet und hatte keinen, der ihr beistehen würde. Aber sie fasst sich ein Herz. Sagt ja zu ihrem Kind. Redet mit ihrem Verlobten. Erlebt, dass er zu ihr hält. Zieht mit ihm los, als er sich dem Befehl eines fernen Kaisers beugen muss. Was für ein Mut!

Und Josef. Nimmt diese Frau zu sich, auch wenn er nicht recht weiß, wieso (von wem?) sie eigentlich schwanger ist. Macht sich mit ihr auf den Weg nach Bethlehem. Und als das Kind da ist, gleich noch einmal. Da müssen sie flüchten vor einem König, der Angst hat vor Konkurrenz.

Was für einen Mut haben diese Menschen. Sie tun das alles nicht, weil sie Lust darauf haben. Sie fragen nicht, was es bringt und ob es sich lohnt. Sie begreifen, dass sie jetzt eine Aufgabe haben. Eine Aufgabe, die wichtig scheint für ganz viele. Ihr Kind soll den Menschen den Weg zeigen zu einem besseren Leben. Maria und Josef haben nun die Aufgabe, dieses Kind aufwachsen zu lassen. Wer sollte das machen, wenn sie es nicht tun?

Und sie sagen Ja zu dieser Aufgabe. Was für ein Mut! Woher sie den genommen haben? Sie haben gehört: „Fürchte dich nicht!“ Engel, heißt es später, Engel hätten ihnen das gesagt. Engel sind Boten von Gott. Wer weiß, wie die ausgesehen haben.

Maria und Josef haben sich an dieses „Fürchte dich nicht!“ gehalten. Fürchte dich nicht vor deiner Aufgabe. Fürchte dich nicht vor dem Gerede der Menschen. Fürchte dich nicht vor der Zukunft, in die man nicht schauen kann.
Maria und Josef tun, was nötig ist. Und als dann ihr Kind geboren ist, da spüren sie: Gott ist bei uns. So, wie er es versprochen hat.
In diesem Jahr hat diese alte Geschichte auch mir Mut gemacht mit ihrem „Fürchte dich nicht!“. Damit will ich weitergehen ins nächste Jahr.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27823
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