Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Sind Sie auch ein bisschen erschöpft heute Morgen? Erschöpft von den Feiertagen? Geschenke aussuchen, einpacken, auspacken. Viel Besuch, die einen kommen erst noch, die anderen gehen schon wieder. Sie wollen ja noch andere Besuche machen. Es war zeitweise ein bisschen eng. Man muss aufpassen, dass die Kleinen schlafen können und die Älteren ab und zu ihre Ruhe kriegen.  Das strengt an.

Ich hoffe, bei Ihnen ist es gut gegangen und sie haben viel Freude gehabt in den vergangenen Tagen. Oder haben Sie sich zwischendurch auch mal gefragt: Warum machen wir  das eigentlich? Könnten wir uns nicht auch im Sommer treffen, wenn das Wetter besser ist und man im Garten sitzen kann oder Auslauf hat im Park?

Für mich ist das die Antwort auf die Frage, warum machen wir das alle Jahre wieder die Geschichte von Maria und Josef und ihrem Kind, geboren in der Fremde, in einer erbärmlichen Unterkunft. Jedes Jahr wieder erinnern Weihnachtsmärkte, Krippenfiguren, Bilderbücher und Gottesdienste an diese Geschichte.

Ein Kind wird geboren, in ärmlichen Verhältnissen. Die Engel singen. Und ein paar Menschen begreifen: Hier ist Gott zur Welt gekommen. Hier. Wo es eng ist und ein bisschen unbequem, laut wahrscheinlich, die Luft stickig. Da ist Gott zur Welt gekommen. Grade da sollen die Menschen gut leben können, große Freude haben und Frieden auf Erden. Weil Gott bei ihnen ist. In diesen unbequemen Verhältnissen will er zeigen, wie das gehen kann und dass es geht: miteinander auskommen. Sich vertragen. Für alle Platz haben. Frieden auf Erden.

So gesehen, könnte ein „anstrengendes“ Weihnachten ein Übungsfeld sein für die große Freude und für den Frieden auf Erden. Weil Geschenke Freude machen. Weil man sich Mühe gibt miteinander. Weil man es an diesen Tagen besser zeigen konnte als irgendwann im Jahr. Ich bin gern mit euch zusammen. Ich mache Platz. Ich richte mich ein auf die vielen anderen. Ich nehme gern Rücksicht. Ich lasse mich auf das ein, was euch Freude macht.

Dann geht es. Freude. Und Friede auf Erden. Daran erinnert Weihnachten. Und das nicht nur rückwärts gewandt. Erinnerung leuchtet immer aus der Vergangenheit in das, was kommt. Der Philosoph Ernst Bloch hat gesagt: „Nur jenes Erinnern ist fruchtbar, das zugleich erinnert, was noch zu tun ist.“ So gesehen kann Weihnachten jetzt weiter gehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27822
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