Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Genau heute vor 70 Jahren haben die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ unterzeichnet. Das war 1948. Der 2. Weltkrieg und die Gräueltaten der Nationalsozialisten waren erst wenige Jahre her - die Völker der Welt waren entsetzt und erschrocken. Nie wieder sollte es geschehen, dass ein Volk meint, es sei besser als die anderen und hätte mehr Rechte.

Es soll Rechte geben, die für alle gleich gelten: Das war das Ziel. Egal wo ein Mensch herkommt, was er glaubt oder was er politisch für richtig hält. Männer und Frauen, Kinder und Alte, die Mächtigen und die sogenannten „kleinen Leute“, Menschen mit und ohne Handikap, und egal welcher Hautfarbe: Sie sollen die gleichen Grundrechte haben. Rechte wie das Recht auf eine faire Gerichtsverhandlung. Und Religionsfreiheit. Und das Recht auf Asyl.

70 Jahre später wissen wir: die Idee war sehr gut, aber umgesetzt ist sie noch lange nicht. Sie gehört in Verfassungen verankert. Sie gehört in die Köpfe und in die Herzen. Überall. Du und ich. Wir haben die gleichen Rechte.

Die Idee hinter diesen Menschenrechten ist viel älter. Schon im Alten Testament steht das Gebot, den Nächsten und den Fremden zu lieben. In unsren deutschen Bibelübersetzungen lesen wir in der Regel: du sollst ihn lieben „wie dich selbst“. In der jüdischen Tradition wird manchmal übersetzt: „Er ist wie du.“ Beide Übersetzungen sind möglich.

„Er ist wie du.“ Das sind Worte, die in mir nachklingen. Sie sagen mir: Ihr seid vermutlich sehr unterschiedlich. Ihr lebt anders. Ihr seid anders geprägt. Für euch ist unterschiedliches wichtig. Ihr lebt in einer anderen Kultur. Womöglich sind eure Länder verfeindet. Und doch habt ihr etwas gemeinsam: Ihr seid zuallererst Menschen. Zuallererst Gottes Geschöpfe. Ihr seid alle Wesen, die ihm am Herzen liegen. Sprecht das einander nicht ab. Auch nicht, wenn ihr einander fremd seid und da so vieles ist, was euch voneinander trennt. Ihr müsst einander nicht in allem Recht geben. Ihr könnt miteinander streiten und ringen. Das lohnt sich gerade dann, wenn es um Menschenrechte geht. Um gleiche Rechte für alle.

Aber was auch immer ihr miteinander erlebt: dieser fremde Mensch - er ist wie du. Also behandle ihn entsprechend.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27713
weiterlesen...