Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute ist Buß- und Bettag. Ein Feiertag der evangelischen Kirche. Aber auch mich als Katholikin spricht dieser Tag an. In einer Zeitschrift[1] habe ich einen interessanten Satz gelesen – klingt relativ kompliziert: „Die Kirche leistet vor Gott Fürbitte für die Schuld der Gläubigen“. Für mich heißt das, die Kirche schaut kritisch in die eigenen Reihen.

Das fordert mich auch als Katholikin enorm heraus. In meiner Kirche haben einige verdammt viel Schuld auf sich geladen und sich sehr weit von Gott entfernt. Menschen wurden missbraucht – körperlich wie seelisch. Das tut mir als Teil dieser Gemeinschaft echt weh und macht mich wütend und hilflos. Und deshalb bitte ich Gott darum, dass die Verantwortlichen in meiner Kirche eine ordentliche Portion Mut und Kraft finden, um Konsequenzen zu ziehen und endlich was zu tun!

Und noch einen Satz lese ich da zum Buß- und Bettag: „Die Kirche macht auf Fehlentwicklungen der Gesellschaft aufmerksam.“

Damit sind nicht nur die anderen gemeint – auch ich bin als Teil dieser Gesellschaft gefragt. Natürlich kann ich nicht alles ändern, was in unserer Welt schief läuft – weder dass Menschen Kriege führen, noch dass die Ressourcen unserer Welt zu Gunsten einiger weniger abgebaut und zerstört werden. Aber daran muss ich nicht verzweifeln, sondern überprüfen, was ich in meinem Umfeld und mit meinen Möglichkeiten tun kann. Und wenn es damit beginnt, beim Einkauf so gut es geht auf Plastik zu verzichten. Oder wenn es nicht in Strömen regnet, mein Rad zu nehmen und das Auto stehen zu lassen.

Und noch ein Aspekt dieses Tages spricht mich an: „Der Buß- und Bettag gibt dem Einzelnen Gelegenheit vor Gott sein Gewissen zu prüfen.“

Jetzt geht es um mich. Für Vieles in meinem Leben bin ich dankbar. Aber manchmal habe ich mich leider auch falsch entschieden. Für Gott ist das kein Grund, nichts mehr mit mir zu tun zu haben. Er lässt den Kontakt deshalb nicht abreißen. Aber ihm ist nicht egal, wie ich mit anderen umgehe und er fordert, dass ich ehrlich zu mir bin und nicht einfach alles so hinnehme. Gott traut uns Menschen zu, dass wir uns verändern können.

Ich finde den Buß- und Bettag gut. Zurückschauen und dann gestärkt und mit geschärftem Blick in die Zukunft gehen.



[1] Vgl. Magazin „Andere Zeiten“ 3 /2014; S. 11

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27568
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