SWR1 3vor8

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Gott ist nicht gewaltig, oft ist er unscheinbar. Man sieht ihn nicht gleich. Aber Gott ist mittendrin im Leben. ZB. Wenn was Schlimmes wieder gut wird. Das glaube ich.

Ich habe da ein Urerlebnis. Obwohl es schon mehr als ein halbes Leben her ist, es schüttelt mich immer noch, wenn ich dran denke. Ich habe mich so geschämt damals. Ich habe versagt beim Klaviervorspiel. Und war auch noch selber schuld. Hätte ich bloß richtig geübt. Am liebsten wäre ich vor Scham im Erdboden versunken. Nicht mehr so nackt vor all diesen Leuten stehen. Sich vor sich selber schämen ist ja schon blöd genug. Endlich hat mich meine Lehrerin in den Arm genommen und mich hinter den Vorhang gebracht. Das braucht man, Schutz, wenn man so beschämt ist. Vor sich und vor anderen. Sie hat mich erlöst.

Gott ist nicht gewaltig, oft unscheinbar. Aber mittendrin. Wenn etwas gut wird, was schlimm war. Für mich sieht Gott ein bisschen aus wie meine Klavierlehrerin von damals. Ich das nicht zu dick aufgetragen? Dass ich darin Gott sehe? Fragen Sie vielleicht. Nein, ich glaube nicht. Ich glaube, wirklich so ist Gott mittendrin in unserem Leben. Ich höre das aus den Versen, die heute in den evangelischen Kirchen vorgelesen werden.

Da haben ein paar Männer Jesus gefragt: ‚Sag mal, wann kommt Gott endlich in diese Welt‘. Und gemeint haben sie, wann kommt er endlich mit Macht und sichtbar für alle. Wann ist endlich Schluss mit diesen Hiobsbotschaften und Katastrophen. Wo Menschen in Unwettern ertrinken, Kinder Krebs kriegen und Mächtige Menschen zu Flüchtlingen machen.

Jesus hat den Männern geantwortet – ich übersetz das mal in meine Worte. „Ja, stimmt, oft sieht es so aus, als ob sich Gott aus der Welt rausdrängen lässt. Wie ohnmächtig gegen all das Schlimme, das passiert.
Aber, Jesus hat dann gesagt: Das Reich Gottes ist da – mitten unter euch. Mir hilft das. Ich kann glauben: in meiner Klavierlehrerin war Gott für mich da.

Gott lässt sich im Großen vielleicht verdrängen. Aber sucht seinen Platz „mittendrin“. Im Leben von Ihnen und mir. Im „zwischen-uns“. Wenn Sie und ich aushalten, wenn jemand beschämt wird. Und wir uns darin beschützen. Wenn wir uns nicht gegenseitig auf Schuld und Fehler festnageln. Sondern helfen, daraus aufzustehen.

Wenn wir einander nicht zu Opfern machen. Sondern barmherzig sind. Gott Platz machen, mittendrin zu sein. Zwischen uns. Bei uns und für uns. Rücksicht nehmen, Herz zeigen. Wo das geht, ist Gott mittendrin.

Bibeltext : Lukas 17
20 Die Pharisäer fragten Jesus: »Wann kommt das Reich Gottes?«
Jesus antwortete ihnen: »Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Anzeichen erkennen kann.
21 Man wird auch nicht sagen:
›Schau her, hier ist es!‹ Oder: ›Dort ist es!‹
Denn seht doch: Das Reich Gottes ist schon da – mitten unter euch.«

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27547
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