Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich mag, wenn Samstag anders ist. Nicht wie alle Tage. Ich hoffe, Sie haben besondere Samstage gehabt in diesem langen Sommer: Später aufstehen, sich Zeit lassen, Ruhe und Muße finden. Ich komm dann in den Samstagsmodus und der tut mir gut.

Das Beste am Samstagsmodus finde ich, dass ich da auch mal vom Rand aus auf das Leben gucke. Wahrscheinlich kennen Sie das auch. Man geht in die Stadt wie viele andere. Erst mal reihe ich mich gern ein. ZB in der Fußgängerzone. Schwimme mit im Strom, in der Menge der anderen. Aber irgendwann will ich dann raus: Gehe an den Rand, setz mich zB. ins Straßencafé.

Ich schere aus, aus dem Strom der vielen, ein bisschen jedenfalls. Werde Beobachter. Und ich merke, vom Rand aus sehe ich oft mehr, als wenn ich mittendrin bin: besser und genauer. ZB. wie verschieden der liebe Gott uns alle gemacht hat. Ein ziemlich bunter „Menschen-Zoo“, der da an mir vorbei spaziert.

Von Rand aus sehe ich Sachen, die mir vorher entgangen sind. Und manchmal behalte ich die Eindrücke, die ich von dort bekomme, auch am längsten. Ein besonderes Gesicht; wie sich ein Vater mit seinen Kindern beschäftigt; manchmal auch nicht so schöne Sachen. Wie teilnahmslos Paare nebeneinanderher tappen können.

Ich glaube, es ist gut, wenn ich auch sonst im Leben immer mal in so einen „Samstagsmodus“ komme. Auch im Alltag. Grundsätzlich im Leben. Mal vom Rand aus betrachten, wie ich und wie wir so leben.

Und fragen: bin ich zu arg drin im festen Leben? Lass mich zu sehr treiben vom allgemeinen Strom? Wäre es vielleicht klug, sich zu befreien und was anders zu probieren. Muss alles sein, was ich mache? Muss es so sein?

Oder geht es vielleicht anders besser? Diese Erfahrung, dass man aus dem Strom raus muss. Die haben Menschen immer wieder gemacht. Die Bibel erzählt, das ist auch Jesus so gegangen:

Manchmal war er so völlig mittendrin im Strom - die Menschen haben ihn gebraucht und mit Beschlag belegt. Dann musste er sehr gründlich an den Rand treten. Da hätte ein Straßencafé nicht gereicht. Jesus hat sich dann z.B. in ein Boot gesetzt und sich auf die ganz andere Seite vom See rudern lassen. Weit weg. Um in Ruhe mit Gott zu reden und sich zu vergewissern, was jetzt dran ist.

Ich glaube, diese Art Samstagsmodus braucht es. Nicht nur samstags. Vom Rand aus aufs Normale schauen. Mit sich und Gott ins Gespräch kommen. Damit man in einer guten Spur leben kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27477
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