Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ein bisschen mehr Willensstärke, bitte! Ich vermute, Sie kennen diesen Stoßseufzer. Von sich und von anderen. Man will was Gutes und kriegt es nicht hin. „Der Geist ist willig, aber das Fleisch schwach“ sagt die Bibel dazu. Beispiel - hat mir ein Vater erzählt. Er hat sich vorgenommen: ich setze mich regelmäßig dazu, wenn mein Sohn seine Mathehausaufgaben macht. Als moralische Stütze, damit der Kleine sich nicht ablenken lässt.

Aber, hat der Vater erzählt: Er hat nicht umgesetzt, was er sich vorgenommen hat. Ab und zu ja, aber nicht so verlässlich, wie es gut gewesen wäre. Mal ist was dazwischen gekommen. Dann war er zu müde. Und er hat sich rausgeredet: ‚Das muss der Kleine schließlich allein packen.’ Jedenfalls er hat sich eingestehen müssen: Da gibt es diesen Graben zwischen „gut machen wollen“ und es auch machen.

Ich kenne den Graben auch: Ich finde richtig, weniger Müll zu produzieren. Man muss Käse oder Obst nicht im Supermarkt kaufen, solange man sie dort nur eingeschweißt kriegt in einem Haufen Plastik. Aber ich mach es trotzdem, viele machen es. Weil es bequem ist. Weil alle es machen. Oder weil man zweifelt: ‚Was bringt es schon, wenn ich als einzelner mein Verhalten ändere, und alle anderen nicht. Ich kann als einzelner mit meinem bisschen guten Willen doch nichts bewegen?

Aber so bleibt er richtig tief, der Graben zwischen „gut machen wollen“ und „gut machen.“ Wie kriegt man diesen Graben kleiner? Wahrscheinlich muss ich den guten Willen in mir stärken und das gut machen üben. Ich denke noch mal an die Plastikverpackung:  Wenn ich mir sage, ‘ich kann da als einzelner eh nichts bewegen, solange die anderen nichts tun.“’ Diese Einstellung stärkt meinen guten Willen nicht. Im Gegenteil. Sie macht ihn schwach.

Und was kann ihn stark machen? Vielleicht, wenn ich mir sage: „Entscheidend ist nicht, was andere machen.“ Was ich selber tue, mach ich nicht abhängig davon, was andere tun. Außerdem, ich kann ja auch mal was „vor-machen.“

Jesus hat dazu ein Motto gegeben. Für einen starken guten Willen: „Was Du willst, hat er gesagt, dass die anderen tun, das mach zuerst selbst“. Ich kann anfangen, bevor es andere machen. Wenn Sie und ich wollen, dass es weniger Plastikmüll gibt oder sonst was Gutes. Wir können es machen. Vielleicht machen andere es auch. Aber das ist nicht entscheidend. Und dann darf man ein bisschen stolz darauf sein, wenn man seinem guten Willen folgt. Ein bisschen Stolz stärkt den guten Willen auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27476
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