Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute lohnt sich ein Blick hinüber über den Rhein, finde ich. Zu den Evangelischen in die Pfalz: Sie feiern heute am Reformationstag „200 Jahre Union“. Sie feiern: es ist ein Segen, wenn Menschen zusammenfinden, die getrennt waren. „So geht es nicht weiter. Wir brauchen diese Union.“ Das haben sich vor 200 Jahren die evangelischen Christen in der Pfalz geschworen: ‘Endlich zusammen Abendmahl feiern. Endlich miteinander singen und beten, miteinander glauben. Keine 2 evangelischen Kirchen mehr am selben Ort.’

Diese Union ist gelungen vor 200 Jahren in der Pfalz. Man hat eine Unionsurkunde entworfen. Nur noch die Bibel sollte Basis des Glaubens sein, keine konfessionellen Bekenntnisse. Man hat die Unionsurkunde dem Kirchenvolk zur demokratischen Abstimmung vorgelegt. 1818! Die überwältigende Mehrheit der Leute, die abgestimmt haben, zwischen Speyer und Zweibrücken, zwischen Germersheim und Kirchheimbolanden haben ja gesagt: „Wir gehören zusammen.“

Diese Erinnerung zurück zeigt für mich: Die Reformation in den Kirchen muss weitergehen. Kirchen und Christen, die getrennt stehen bleiben, sich nicht von Gott bewegen lassen. Das geht nicht. Diese Erfahrung ist wahr. Sie fragen vielleicht, warum war überhaupt diese Union nötig? Es war ja vor 200 Jahren keine zwischen Katholiken und Evangelischen, sondern zwischen verschiedenen Evangelischen.

Martin Luthers Versuch, die römisch-katholische Papstkirche zu reformieren, hat vor 500 Jahren dazu geführt, dass es Evangelische und Katholiken gegeben hat. Aber dann sind auch 2 getrennte evangelische Kirchen entstanden. Mindestens 2. Die einen haben sich mehr auf Luther bezogen: Lutherische Christen. Die anderen auf die Reformatoren aus der Schweiz, Calvin und Zwingli: Reformierte Christen haben die sich genannt. In vielen Regionen in Deutschland gab es Lutherische und Reformierte getrennt nebeneinander. In der Pfalz waren sie annähernd gleich viele.

Diese innerevangelische Trennung haben sie 1818 überwunden.
‘Christus will uns nicht getrennt, sondern vereint. Union ist besser.’ Ich glaube, das bleibt wahr. Heute vielleicht mehr denn je. Und ich hoffe, es wird. Christen dürfen Trennung nicht zementieren. Unterschiedlich sein und sich gegenseitig bereichern, ja. Aber ich hoffe, wir finden in Zukunft Wege wie damals die Pfälzer Evangelischen: Dass eine Kirche im Ort gut ist. Zum Zeichen: Wir Menschen sind grundsätzlich zwar verschieden, aber das trennt uns nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27475
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