Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Zwei Sprüche habe ich Ihnen heute für den Advent, einen am Anfang dieser Sendung und einen am Schluss. Der erste Spruch ist vom slowenischen Autor Zarko Petan und heißt: „Bitte sagen Sie mir, wo sind hier die Noteingänge“. Herrlich, gell, wie irritierend da das Wort Notausgang verändert ist. Jetzt also: Noteingang. Was kann es bedeuten, wenn jemand nach Noteingängen fragt? Da hilft sicher der gewohnte Gegenpol, der Notausgang. Ihn sucht man, wenn es brennt, dass man schnell aus der Gefahrenzone herauskommt. So kann es genauso Noteingänge geben. Eine Kirche fällt mir da ein: Regina Mundi in Soweto Südafrika, da haben sich die Schwarzafrikaner zu Zeiten der Apartheid vor den Schüssen und den Tränengasbomben der Rassisten rein geflüchtet. Man sieht heute noch die Einschüsse im Kirchendach. Ich war vor kurzem drin in dieser Kirche.
Die Noteingänge kann man aber auch im übertragenen Sinn verstehen, ganz adventlich. Wo sind die Noteingänge in meinem Leben? Zu meinem inneren Leben, zu mir selber? Wenn ich zu viel außer mir bin, getrieben, gestresst, geplagt. Spaziergänge sind mir solche Noteingänge. Allein, mit meiner Frau oder einem guten Freund.
Allein sein ist ein solcher Noteingang. Und wenn ich, was bei mir eher selten vor kommt, zu viel allein war, dann sind vertraute Menschen Noteingänge zu mir.
Schweigen ist für mich, dessen Beruf in Gottes Namen halt viel reden ist, einer meiner wichtigsten Noteingänge. Und wenn es lang genug still war, dann Musik, die den Menschen zu sich selbst und über ihn hinaus führen kann. Und nicht zuletzt: der Gang zur Kirche ist einer meiner regelmäßigen Noteingänge. Dort komme ich zur Ruhe, komme ich mir selbst wieder näher dadurch, dass ich auf Distanz zu mir gehe und versuche Nähe oder eher Offenheit für Gott herzustellen.
Und damit bin ich bei meinem zweiten Adventsspruch, den ich am Anfang der Sendung versprochen habe. Er ist vom Schriftsteller Christian Morgenstern und passt auch ganz gut zu den Noteingängen. Er sagt,
„Gott will nicht, dass wir uns in ihm verlieren, sondern, dass wir uns in ihm finden.“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2746
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