SWR1 3vor8

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„Oh Gott, jetzt auch noch so einer.“ Ich hab’s eilig, will schnell weg und da kommt noch einer, der unbedingt mit mir reden will. Sagt, er brauche ein seelsorgliches Gespräch. Aber meine Erfahrung sagt mir, so wie der aussieht und wie er auftritt, will er nur Geld. Man kennt ja seine Pappenheimer. Ich bin allein im Pfarrhaus, kann die Sache also nicht der Sekretärin überlassen. Was tun? Ihm meine Zeit schenken und dadurch meinen Termin verpassen oder ihm einfach klar machen, dass er jetzt stört und ihn vor der Tür stehen lassen. 

Um einen der stört, geht es auch in der Bibelstelle, die heute in den katholischen Gottesdiensten vorgelesen wird. Der blinde Bettler Bartimäus. Er sitzt in Jerichow am Straßenrand, hört, dass Jesus vorbeikommen soll und will unbedingt mit ihm reden.  Er ruft, er schreit geradezu: „Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir.“  Aber die, die um Jesus herum sind, die ihm nachfolgen, seine Jünger und Jüngerinnen wollen das nicht hören. Sie empfinden den Bartimäus als eine Störung und wollen ihn abdrängen: „Sei ruhig, halt die Klappe, Jesus hat wichtigeres zu tun als sich um dich zu kümmern.“ Bartimäus lässt aber nicht locker, sondern ruft noch lauter. Jesus hört ihn, bleibt stehen und wendet sich ihm zu. Er schenkt ihm seine Zeit  und am Ende kann Bartimäus wieder sehen.

Die Jünger hatten gute Gründe, den Bartimäus abzuweisen. Jesus hatte endlich Erfolg, immer mehr Menschen haben sich ihnen angeschlossen und sie waren auf dem Weg nach Jerusalem, dem Ziel ihrer Wanderschaft. Alles lief gerade bestens und da wollten sie auf Störungen keine Rücksicht mehr nehmen. Jesus aber hat sich stören lassen. Den ganzen schönen Zeitplan durcheinandergebracht wegen eines Bettlers an der Straße.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27439
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