SWR1 3vor8

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An einem neuen Ort ankommen und sich zu Hause fühlen. Das ist gar nicht so einfach. Wer schon mal umgezogen ist, wie ich aus dem niedersächsischen Weserbergland ins Schwäbische oder vielleicht von Mainz nach Ulm, der weiß wie das ist. Auch wenn die Familie dabei ist: Draußen vor der Wohnungstür ist alles fremd: Der Dialekt, das Essen, die Schulbücher für die Kinder, die neue Nachbarschaft sowieso.

Was kann man tun, um sich da wohlzufühlen?

Der Prophet Jeremia – ein Gottesmann vor 2.500 Jahren – hat seinen Landsleuten einen Rat gegeben. Die waren nicht umgezogen, die waren verschleppt worden. Gegen ihren Willen waren sie in eine fremdes Land gekommen. Was Jeremia seinen Landsleuten geraten hat, darüber wird heute in den evangelischen Gottesdiensten gepredigt.

In einem Brief hat er den Verschleppten geschrieben: Baut Häuser, pflanzt Gärten und esst ihre Früchte. Bleibt also nicht in den Flüchtlingscamps und in den Übergangslagern. Schafft euch etwas Eigenes, sobald wie möglich. Auch eine Mietwohnung ist ein Zuhause. Ein kleiner Laden. Ein Job, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Damit fängt es an, das Heimisch-Werden. Wer einen Garten hat, einen kleinen Laden oder einen Arbeitsplatz, der kommt mit anderen ins Gespräch. Wer etwas Eigenes hat, der fühlt sich verantwortlich. Erst vielleicht nur für die eigene Wohnung oder den eigenen Garten. Aber dann doch auch für die anderen Leute im Garten nebenan, für die eigene Straße, für den eigenen Betrieb. Für das Dorf, in dem man wohnt. Für die Stadt. Wo ich mich verantwortlich fühle, da bin ich dann schon mehr zu Hause.

Jeremia ist noch weiter gegangen mit seinem Rat: Heiratet und kriegt Kinder, sagt er. Wer wüsste das nicht: Wenn man Kinder hat findet man Anschluss. Im Kindergarten, über die Schule, über den Sportverein. Und auf einmal ist es unser Verein, der gewinnen soll. Oder unser Fest, das wir gefeiert haben. Vielleicht auch der Spielplatz, den wir für unsere Kinder bauen. Und auf einmal gehöre ich dazu, weil mir daran liegt, dass wir gut leben können – genauso, wie den anderen  daran liegt.

Wenn man nur wartet, dass die anderen kommen und einem helfen – dann wird das allerdings nichts. Es ist auch schwer, sich zuhause zu fühlen, wenn die anderen einem nicht ein bisschen Platz machen. Wenn ich neu in den Gesangverein komme und mich zur Probe hinsetze und als erstes sagt jemand: „Das ist aber mein Platz“. Dann ist es schwer, sich wohlzufühlen..

Damit Menschen Heimat haben, dazu kann jeder etwas tun, meine ich. Jeremia, der Prophet sagt das so: „Sucht das Beste für die Stadt. Wenn es ihr gut geht, dann geht es euch auch gut.“ (Jer 29, 7)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27435
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