Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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- Der Sonntag: Zu schade, um ihn kommerziell zu verplempern -

Wahrscheinlich schieben sich morgen mancherorts riesige Menschenmengen durch Gassen und Einkaufsstraßen: Verkaufsoffener Sonntag. Die meisten Bummler sind allerdings im falschen Film, wie man weiß. Sie suchen Unterhaltung, Kontakt und Begegnung und gucken nur, statt zu kaufen. Demzufolge sind die Umsätze nicht gerade berauschend, manche Händler zahlen drauf.

An bis zu drei Sonntagen im Jahr erlaubt der Gesetzgeber den Kommunen, die Läden für fünf Stunden zu öffnen – allerdings nur aus Anlass örtlicher Feste, Märkte oder Messen. Na ja - die werden manchmal noch schnell hinzu erfunden, denn die Behörden prüfen kaum, und die Kirchen machen von ihrem Anhörungsrecht zu wenig Gebrauch. Nun hat eine „Allianz für den freien Sonntag“ - das ist ein Bündnis von Gewerkschaften und Kirchenleuten –  in den letzten Jahren 130 Urteile gegen ungerechtfertigte Ladenöffnungen erwirkt.

Das bedeutet: Die Gerichte nehmen den grundgesetzlich garantierten Schutz des arbeitsfreien Sonntags ernst. Den haben gerade die gestressten Beschäftigten im Einzelhandel bitter nötig. Denn die stehen sich ohnehin fast jeden Samstag und werktags oft lange in den Feierabend hinein die Beine in den Bauch.

Mal ehrlich: Niemand muss am Sonntag wirklich shoppen gehen. Denn die Ladenöffnungszeiten wurden bereits extrem ausgeweitet. Der Sonntag ist als   Ruhetag und Ort der Begegnung viel zu kostbar, um ihn kommerziell zu verplempern. Leider wird es nicht gelingen, sonntags auch die Server der online-Shops abzuschalten. Also hilft nur, diese App am Sonntag selber zu sperren: Auch dieser Laden bleibt zu, ebenso wie die Tanke mit ihren Angeboten nebenan.

Die Bibel betrachtet den „Siebten Tag“ als Geschenk Gottes. Der braucht sich wirtschaftlich nicht zu rechnen!

Wenn wir aber den Sonntag nicht neu leben und beleben, geht er bald für alle verloren. Dann ist er auch in Produktion, Dienstleistung und Verwaltung nicht mehr zu halten. Daher ist  eines so sicher wie das Amen in der Kirche: Wer heute freiwillig am Sonntag einkaufen geht, wird morgen – unfreiwillig! - am Sonntag selbst arbeiten müssen. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27416
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