Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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- Die Kirche - Lobbyistin für die Frauen? -

Erschütternde Zahlen, die vor kurzem bekannt geworden sind: 110. 000 Frauen wurde innerhalb eines einzigen Jahres Gewalt angetan. Jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner umgebracht .1) Sich von gewalttätigen Männern zu trennen, ist manchmal lebensgefährlich. Erst vor kurzem kam es in Stuttgart zu einer solch entsetzlichen Bluttat. 2)

Warum schlagen Männer zu? Manche haben in ihrer Kindheit vielleicht selbst  Gewalt erlitten. Anderen fehlen ganz einfach die Worte, und schon sprechen die Fäuste. Männer fühlen sich tödlich gekränkt, wenn eine Beziehung zerbricht oder Rivalen ins Spiel kommen. Dann wird abgerechnet – im Nu eskaliert ein solcher Konflikt. Ja - das angeblich so starke Geschlecht fühlt sich manchmal so schwach, dass man Macht nur noch mit Gewalt demonstrieren kann.

Gewalt tut weh. Sie verletzt nicht nur den Körper, sondern auch die Seele, denn Gewalt demütigt und erniedrigt den andern. 

Auch die Bibel kennt Gewalt gegen Frauen. Im Patriarchat hatten die nichts zu lachen. Sie waren Eigentum des Mannes, Produktionsmittel sozusagen. Jesus, obwohl selbst Jude, räumt mit dieser Missachtung der Frauen gründlich auf. Als Wander-Rabbi unterbricht er einmal die Sabbat-Liturgie in der Synagoge, weil er eine von Schmerz gekrümmte Frau entdeckt. Er ruft sie in die Mitte und legt ihr die Hände auf. „Und sie richtete sich auf und pries Gott“, erzählt der Evangelist Lukas (Lukasevangelium 13,10-17).

Als ihm ein andermal die Frommen eine angeblich in flagranti erwischte Ehebrecherin anschleppen, rettet er sie vor der Steinigung, indem er die scheinheiligen Männer peinlich konfrontiert: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie“. Und alle verkrümeln sich lautlos. Jesus aber spricht dieser Frau Mut zu (Johannesevangelium 8,1-11).

Seine Botschaft ist eindeutig: Gewalt gegen Frauen – das geht gar nicht! Wer sich zu Christus bekennt, hat sich in seinem Namen schützend vor Frauen zu stellen und sich einzusetzen für ihre Rechte und ihre Würde.

So betrachtet wäre die Kirche eigentlich die berufene Lobbyistin für die Frauen. Und das würde bedeuten, sie nicht nur gleich zu behandeln wie die Männer, sondern sie vielmehr zu achten und zu ehren und sie auch zu allen Weiheämtern zuzulassen.

 

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1) Angaben des Bundesfamilienministeriums

2) „Stuttgarter Zeitung“ - 18. 09. 2018

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27415
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