Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich liebe Hochzeiten und ich habe als Pastor schon so manche Trauungen in der Kirche gefeiert.

Aber das Paar, mit dem ich vor ein paar Wochen gesprochen habe, wollte seine Diamantene Hochzeit feiern. Ich musst erst mal überlegen, wie lange das ist: 60 Jahre! 60 Jahre sind die beiden schon miteinander verheiratet und gemeinsam in ihrem Leben unterwegs.

Als wir dann am Sonntag im Gottesdienst ihre Diamantene Hochzeit gefeiert haben, konnte ich es mir nicht verkneifen, den Jubilar, zu fragen, wie man es denn schaffen kann, solange zusammen zu bleiben. Er lachte nur und meinte, das wäre privat.

Wahrscheinlich ist es wirklich schwer, darauf eine Antwort zu finden? Als meine Frau und ich vor ein paar Jahren Silberhochzeit gefeiert haben, also 25 Jahre, da wollten wir alle unsere Freunde und Gäste am Anfang der Feier begrüßen. Ich hatte mir ein paar Worte dazu überlegt. Als ich dann so in die Gesichter all unserer Freunde und Familienmitglieder schaute, blickte ich in eine ganze Reihe von Gesichtern, deren Ehen im Laufe der Jahre zerbrochen waren. Mir wurde klar, dass sie - genauso wie ich - gewünscht hatten, dass ihre Ehe hält, aber es war anders gekommen. Und da sollte ich stolz sagen: wir beide haben alles richtig gemacht? Nein. Es geht doch gar nicht um Richtig oder Falsch. Ich kann Gott nur danken für die Liebe, der er uns beiden geschenkt hat und vor allem die Kraft, uns immer wieder zu vergeben.

Im Gottesdienst zur Diamantenen Hochzeit habe ich dann das Jubelpaar nach vorne gebeten, zusammen mit ihren Kindern, Enkeln und sogar Urenkeln. Wir alle haben ihnen die Hand aufgelegt – als Zeichen dafür, dass Sie zu einem Segen für viele geworden sind - und dann ich habe ihre Verbindung erneut gesegnet und ihnen noch weitere, gemeinsame Jahre in diesem Segen Gottes gewünscht.

Am Ende wollte der Jubilar, noch etwas sagen. Seiner Frau war das sichtlich peinlich. Aber er fasst sie an der Hand und sagte, dass er Gott danke für diese, seine Frau und für die gemeinsame Zeit, die er ihnen geschenkt war.

Ich schaute in diesem Moment auf seine Hand. Diese Hand, mit der er die Hand seiner Frau hielt, ganz fest. Vielleicht, damit sie jetzt ganz dicht bei ihm stehen blieb, aber sicher auch, weil er zeigen wollte, wie wichtig ihm diese Beziehung ist – auch nach 60 Jahren noch.

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