Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Nicht jedem stehen Gelbtöne, oder Oliv, oder lila. Mir jedenfalls definitiv nicht. Macht nichts, es gibt ja genug andere Farben, die ich mag und von denen auch andere sagen: Das steht dir ja mal gut!    

Meine Kleidung gibt einen ersten Eindruck von mir als Person, sie ist so was wie meine Visitenkarte. Und wenn ich etwas trage, was nicht zu mir passt, dann fühle ich mich fast verkleidet und fremdele quasi mit mir selbst. 

Was mir steht, was zu mir passt und was nicht, das betrifft aber nicht nur mein äußeres Erscheinungsbild. Mein ganzer Lebensstil ist davon geprägt. In einem Sportwagen etwa wäre ich so unglücklich wie in einem gelben Pulli, und Urlaub in der Sonne ist auch nicht so mein Ding. Natürlich gibt es da immer wieder Kompromisse, denn Vieles kann ich ja gar nicht auswählen, es wird eben so, wie es das Leben mit sich bringt. Aber das, was ich frei wählen kann, verrät viel von mir als Person.

Das gilt – natürlich –  auch für meinen Glauben. Auch da darf ich suchen, was zu mir passt, was mir und meinem Wesen entspricht. Etwa bei der Art, wie ich bete. Ob mir die Psalmen der Bibel etwas sagen, oder die Lieder, mit denen ich groß geworden bin, oder ein modernes Gedicht. Ich bete auch besonders gern ohne Worte. Einfach so da sein vor Gott, mich ihm zeigen und wissen, dass er liebevoll auf mich schaut. Genießen, dass ich gar nichts muss, sondern einfach nur sein darf, da sein unter seinen Augen. Auch beim Glauben darf ich der Typ Mensch sein, der ich auch sonst bin. Wer einen Sinn fürs Praktische hat und zupackend ist, organisiert vielleicht eine Bürgerinitiative oder eine Hilfsaktion oder engagiert sich sonst wie für andere. Glauben heißt für mich auch:  das verwirklichen, was in mir liegt, was ich habe und was ich kann, so, wie es zu mir passt. Das ist meistens ganz unauffällig, nichts Großes, sondern das, was eben gerade zu tun ist.

Mir ist das wichtig, dass mein Glaube mich nicht in eine Uniform presst. Ich darf ganz und gar ich bleiben – und ich darf nicht nur, ich soll sogar ich bleiben. Nicht isoliert, sondern verbunden mit vielen Menschen. Mit Menschen, die wie ich auf ihre eigene Weise glauben und die mit mir zusammen Kirche sind, aus allen Traditionen und Konfessionen. Wie gut, dass wir alle darin Platz haben, mit allem, was zu uns gehört.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27234
weiterlesen...