SWR1 3vor8

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Mk 8,27-35

Armer Petrus, in der Bibelstelle, die heute in den katholischen Gottesdiensten vorgelesen wird, tut er mir echt leid. Zunächst hat er eine Sternstunde. Jesus fragt die Jünger: „Für wen haltet ihr mich?“ Und als erster von allen antwortet Petrus: „Du bist der Messias.“ Das ist was besonderes, Petrus ist damit nämlich der erste unter den Jüngern, der erkennt, wer Jesus eigentlich ist. Seine besondere Rolle unter den Jüngern wird damit deutlich. Aber er ist nicht nur der erste, wenn es um die richtige Antwort geht, sondern er ist auch der erste, wenn es um die falsche Reaktion geht. Im Text heißt es weiter, dass Jesus seine Jünger über sein bevorstehendes Leiden belehrt. Er ihnen klar macht, dass er bald sterben, aber nach drei Tagen auferstehen werde. Jesus, der Messias soll sterben. Das kann Petrus nicht ertragen. Er nimmt Jesus zur Seite und macht ihm bittere Vorwürfe. Darauf hin weist Jesus ihn vor allen andern zurecht: „Weg mit dir Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“

 

Jesus und Petrus haben unterschiedliche Vorstellungen von einem Messias. Für Petrus ist der Messias der King. Der König, der alles kann, der auf ganzer Fläche siegt, der für Ordnung sorgt, die politische Macht hat und – so hofft Petrus vielleicht auch - die verhassten Römer aus dem Land wirft. Und da kommt Jesus mit seinem Gerede vom Sterben. Dass Jesus auch von seiner Auferstehung spricht, hat Petrus wohl überhört oder auch gar nicht recht verstanden. Das Wort Sterben passt Petrus nicht in den Kram. Er will mit Jesus siegen, nicht verlieren, nicht sterben.

Ich kann den Petrus gut verstehen. Auch ich hätte gerne einen Messias, der die Welt in Ordnung bringt, der dafür sorgt, dass alle was zu essen haben, keiner mehr einen Krieg beginnt und überall Gerechtigkeit herrscht.

Am Ende seiner Auseinandersetzung mit Petrus sagt Jesus: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Ob es mir passt oder nicht, der Satz gilt nicht nur Petrus sondern auch mir. Es nutzt nichts die Hände in den Schoß zu legen und auf einen Messias zu warten. Ich muss schon selbst mit anpacken – auch wenn’s mühsam
ist -, Jesus nachfolgen und damit dafür sorgen, dass er kommt: Der Messias.

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