Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Vater unser im Himmel“: so fängt das Gebet an, das Christen beten. In jedem Gottesdienst sprechen das alle gemeinsam, laut und die meisten auswendig. Aber auch sonst, wenn einem nichts mehr einfällt, wenn das Leben einem die Sprache verschlagen hat, wenn man einfach Hilfe braucht, dann kann man das Vaterunser beten. Es passt immer. Im Vaterunser ist das ganze Leben drin, finde ich.

In den letzten Monaten habe ich aber ein paarmal erlebt, dass Menschen die Worte nicht kennen. Bei einer Beerdigung war ich fast die einzige, die mit dem Pfarrer das Vaterunser gesprochen hat. Dabei habe ich gemerkt, die jungen Leute dort hätten auch gern Worte gehabt für ihre Trauer. Wenn Ihnen das ähnlich geht,  hier sind sie. „Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht n Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit. In Ewigkeit.

Jesus selbst hat seinen Schülern und Freundinnen gesagt: So sollt ihr beten. Mehr braucht es eigentlich nicht. Er selbst hat ja Vater zu Gott gesagt und damit gezeigt: Ich vertraue Gott wie einem Vater.

Nun  sagen allerdings viele: „Gerade das macht mir Schwierigkeiten. Ich kann keinem Vater vertrauen, denn ich kenne eigentlich nur meinen. Und vor dem hatte ich Angst. Wie hätte ich dem vertrauen sollen?“ Das ist schlimm, wenn man so einen Vater hat. Jesus hat an einen anderen Vater gedacht: barmherzig und verständnisvoll. Einen guten Vater eben. Er hat in einer Geschichte erzählt, wie ein guter Vater ist: Da geht es um einen Sohn, der auf eigenen Füßen stehen wollte, damit der Vater ihm nicht mehr reinreden kann in sein Leben. Aber als das schief gegangen ist, hat er nur noch einen Ausweg gesehen: zurück. Zurück zum Vater. Und der gibt ihm eine neue Chance. Er sagt nicht: „Ich wusste doch, dass es so kommt. Ich hätte dir das gleich sagen können!“ Nein, der Vater feiert ein Fest vor Freude, und stattet den Jungen noch einmal neu aus. Der Sohn soll leben – gut leben. Darum geht es einem guten Vater. Um nichts sonst.

Jesus selber hat „Mein Vater“ gebetet. Er konnte Gott vertrauen wie einem Vater, dem man alles sagen kann.
Jeder, der auf Gott vertraut kann so beten. Mir hilft es, wenn ich es regelmäßig tue. Oft bin ich zu müde für eigene Worte. Dann hält das Vaterunser die Verbindung aufrecht zu Gott, der es gut mit mir meint.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27214
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