Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Am Montag geht in Baden-Württemberg die Schule wieder los. Für mich als Gemeindepfarrerin auch. Ich unterrichte einige Wochenstunden evangelische Religion. Manchmal fragen Eltern: muss das sein? Wären zwei Stunden Mathe nicht wichtiger für’s Leben? Es wird Sie nicht überraschen, dass ich Religionsunterricht wichtig finde. Ich finde gut, dass er bei uns ordentliches Lehrfach ist – wie Deutsch und Sport und was man sonst zum Leben braucht.

Im Religionsunterricht ist Zeit und Raum für große Fragen kleiner Leute. Und auch für die großen Themen von Jugendlichen.
Wozu gibt es dich? „Zur Erhaltung der Art“ – damit die Menschheit nicht ausstirbt, haben meine Neuntklässler wie aus der Pistole geschossen geantwortet. Sie hatten in Biologie gut aufgepasst. In Reli behaupte ich aber: Das ist noch nicht die ganze Antwort. Die Schülerinnen und Schüler machen sich schlau darüber, was andere denken und was in der Bibel dazu steht. Und wir überlegen und diskutieren, wie wir selbst das sehen. Was bedeutet es, Geschöpf Gottes zu sein und Mitmensch? Was heißt das für mich als Christ?

Manche Themen berühren. Als ich mit den Viertklässlern das Thema „Tod und Auferstehung“ durchgenommen habe, haben einige Kinder ganz leise erzählt, was sie beschäftigt. Und sie wollten alles ganz genau wissen. Zum Beispiel: Was glauben Menschen, was nach dem Tod kommt? Sie haben dann verschiedene Auffassungen kennengelernt. Dann hat ein Junge ganz gespannt gefragt: „Und was glaubst du?“

Solche Fragen dürfen in Reli gestellt und beantwortet werden. Die Kinder und Jugendlichen haben ein Recht darauf. Sie haben ein Recht darauf, auch außerhalb ihres Elternhauses den christlichen Glauben kennenzulernen, sich mit ihm auseinanderzusetzen und ihn für sich zu entdecken. Sie haben ein Recht darauf, die Traditionen und Rituale des Glaubens kennenzulernen und auch selbst auszuprobieren. Wir singen und beten zusammen, erkunden Kirchengebäude und bereiten auch mal einen Schulgottesdienst zusammen vor.

Die Schüler lernen etwas über christliche Werte und versuchen, sie im Schulalltag auch gleich umzusetzen. Der Praxistest beginnt schon beim Streit im Klassenzimmer…
Die eigenen Wurzeln stärken, Orientierung finden, Halt bekommen – all das gehört zum Religionsunterricht dazu. Er soll dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche selbst antworten können, wenn sie auf dem Schulhof gefragt werden: „Und was glaubst du?“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27131
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